• Innovationen am Bau

Wie gelingt der Turnaround in der Baubranche? Welche Förderungen und Anreize sind gefragt, um nachhaltiges und serielles Bauen zu ermöglichen und mehr Planungssicherheit für Investitionen zu gewährleisten? Darum ging es bei der Digitalkonferenz „Innovationen am Bau“ unseres Fachforums „Stadtentwicklung, Bau und Immobilien“ mit Fachforenleiter Andreas Breitner und Schatzmeister Heiko Kretschmer.

Anfang Juni hat der Berliner Senat den Entwurf des „Schneller-Bauen-Gesetzes“ beschlossen. Christian Gaebler, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen des Landes Berlin, skizzierte den Umfang des Gesetzes, das insgesamt rund 120 gesetzliche und untergesetzliche Maßnahmen umfasst. Planungs- und Genehmigungsprozesse sollen demnach strukturiert und beschleunigt und so insgesamt zielgerichteter und berechenbarer werden. Neben der Fristbeschleunigung sollen alle involvierten Akteurinnen und Akteure eines Projekts etwa durch Bauauftaktkonferenzen frühzeitig eingebunden und beteiligt werden. Gleichzeitig müssten gesamtstädtische Ziele der Maßstab sein, die in allen Bezirken Bestand haben, so Gaebler. Im Zuge der übergreifenden Digitalisierungsstrategie sollen elektronische Baugenehmigungen bis Ende des Jahres ermöglicht, gleiches soll in den kommenden Jahren für Bebauungsplanverfahren vollzogen werden. Durch diese Maßnahmen und eine stärkere Priorisierung sollen wichtige Signale an die Wirtschaft gesendet werden, um die Vorhaben im Wohnungsbau anzukurbeln und wirtschaftlicher auszugestalten.

Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB), verdeutlichte, dass der Wendepunkt im Wohnungsbau angesichts der weiterhin rückläufigen Zahl der Baugenehmigungen und Auftragseingänge noch nicht erreicht sei. Investoren bräuchten eine verlässliche Förderkulisse, was nur durch eine langfristige Finanzplanung (etwa durch eine Verstetigung der Mittel für das Programm „Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment“, KNN) zu erreichen sei. Keine Branche habe in den vergangenen 30 Jahren so stark an Produktivität eingebüßt wie die Bauindustrie. Es bräuchte deshalb ein anderes „Mindset“, Planung und Bau zusammenzudenken und zu koordinieren, sowie regulatorische Harmonisierungen auf Länderebene. Denn trotz der aktuellen Situation sei das Potenzial enorm, durch serielles Bauen mehr bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen.

Dass serielles Bauen bereits in der Praxis gelingt, zeigte Selin Kilic, Sales Manager Goldbeck Nordost GmbH. Durch mehr automatisierte und systematisierte Prozesse, wie sie bereits in der Automobilindustrie angewandt werden, könnten vorgefertigte Module den Bauprozess enorm beschleunigen. Damit könne nicht nur ortsunabhängiger, sondern auch schneller, nachhaltiger und wirtschaftlicher agiert werden. Die Rahmenvereinbarung „Serielles Bauen 2.0“ des Spitzenverbands der Wohnungswirtschaft Deutschland (GdW), habe bereits positive Signale gesetzt. Wünschenswert wäre daher aus ihrer Sicht nun ein zügiger Digitalisierungsschub in der Verwaltung.

Zum aktuellen Stand der Umsetzung des Gebäudetyps E berichtete Timo Schisanowski MdB, Mitglied im Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen. Ein Umschwung der Lage sei nicht auf Knopfdruck zu erwarten, die Bundesregierung habe mit dem Wachstumspaket jedoch wichtige Weichenstellungen als Gesetzgeber auf den Weg gebracht. Der Referentenentwurf zum Gebäudetyp E liege vor und soll zügig in das parlamentarische Verfahren eingebracht werden. Neben den gesetzlichen Rahmenbedingungen ist für ihn auch die Förderkulisse entscheidend. Kurzfristig gelte das für den Bundeshaushalt 2025, der einen Schwerpunkt auf den Wohnungsbau lege, aber auch für künftige Regierungen, damit Resultate erzielt werden können. Das Augenmerk müsse nun darauf liegen, durch die Weichenstellungen eine Trendwende im kommenden Jahr einzuleiten.

Diskutiert wurden außerdem Vorstöße aus Schleswig-Holstein und Hamburg, die vereinfachte Standards bei den Förderkulissen auf den Weg gebracht haben. Diese könnten auch für die anderen Länder Vorbildfunktion haben. Ein weiterer Aspekt des Austauschs mit den Mitgliedern waren die Anforderungen an Neubau und Sanierung nach BEG-Standard.

Wir danken unseren Gästen für die spannende Diskussion, die Politik und Praxis zusammengebracht hat. Weitere Vorschläge und konkrete Maßnahmen, wie der Bau bezahlbarer Wohnung wieder Fahrt aufnimmt, können gerne jederzeit schriftlich oder im Rahmen künftiger Veranstaltungen an uns adressiert werden.