Digitales

Digitalisierung als Chance für Wirtschaft und Gesellschaft – Investitionen in Digitalisierung und Innovation sind der Schlüssel für Deutschlands Zukunft
Angetrieben durch die Digitalisierung erleben wir einen radikalen technologischen Wandel, der alle Lebensbereiche unserer Gesellschaft berührt, insbesondere auch unsere Wirtschaft. Die Digitalisierung von klassischer Industrie, Mittelstand und des Dienstleistungssektors sowie die Entstehung komplett neuer Geschäftsmodelle bietet erhebliche Chancen. Die Digitalisierung ermöglicht es in Zukunft z.B. besser, gleichwertige(re) Lebensverhältnisse in den Regionen zu gewährleisten. Der dringend notwendige Zugang zu High-Speed Internet ermöglicht es, erfolgreiche Unternehmen und/oder (Heim-)Arbeitsplätze auch in ländlichen Gebieten zu schaffen. Zudem erlaubt es eine First Class medizinische Versorgung über Telemedizin, Fernoperationen etc., was neben einem hohen gesellschaftlichen Nutzen – wirtschaftliches Potential in erheblichem Umfang generiert.
Mit der Digitalisierung geraten aber auch bestehende Geschäftsmodelle schneller ins Wanken (Kostensenkungen einerseits, völlig neue Produkte andererseits), neue Wirtschaftssektoren entstehen, Produktionsprozesse müssen neu organisiert werden, Verbrauchernachfrage und Absatzmärkte ändern sich schneller. Datenschutz und IT-Sicherheit sind dabei für Wirtschaft und Verbraucherinnen und Verbraucher gleichermaßen unverzichtbar aber kompliziert umzusetzen. Viele Zukunftsfragen erscheinen offen, die Chancen sind mindestens ebenso groß wie die Risiken.
Die Bedeutung des Internets und das wirtschaftliche Potenzial der digitalen Wirtschaft wurden in Deutschland lange unterschätzt. Deutschland hat durchaus viele Talente und besitzt eine hohe Anziehungskraft für Investitionen und internationale Expertinnen und Experten. Es fehlen aber gleichwohl High-Tech-Firmen von Weltrang, eine ausreichende Anzahl an innovativen Start-ups sowie IT-Fachkräfte. Bei Start-ups und Investitionen in Digitalisierungspotenziale steht Deutschland nicht da, wo es nach seiner Innovations- und Wirtschaftskraft stehen müsste. Die Weltmarktführer bei Software, Hardware, IT-Dienstleistungen und Plattform-Ökonomie sitzen überwiegend in den USA oder Asien, nur wenige in Deutschland oder Europa.
Das Wirtschaftsforum der SPD möchte den Aufholbedarf bei der Digitalisierung in Deutschland und Europa aktiv begleiten und fördern. Drei Themen stehen dabei im Vordergrund:
Start-ups: Innovationstreiber und Partner für Dienstleistungen und Wissenstransfer
Die wichtigste Ressource Deutschlands sind die Köpfe der Menschen, ihr Knowhow als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und ihre Tatkraft sowie ihr Verantwortungsbewusstsein als Managerinnen und Manager und Unternehmerinnen und Unternehmer. Im Vergleich sehr gut ist die Lage mit Blick auf die Qualität der beruflichen und universitären Ausbildung in Deutschland. Deutschland braucht gleichwohl eine zukünftig deutlich früher einsetzende und breitere Bildung der jungen Generationen im Blick auf Wirtschaftskompetenz einerseits, digitale Kompetenz andererseits. Die so genannte „Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft“ ist ein guter Ansatz der Politik, es müssen jedoch neue Allianzen zwischen Bund und Ländern unter Einbeziehung der Wirtschaft geschaffen werden.
Innovationen – insbesondere im Bereich der Digitalisierung – finden oft nicht in großen Konzernen, sondern gerade auch in Start-ups statt. Die Gründungsintensität in Kanada und den USA liegt im Vergleich zu Deutschland um das Zwei- bis Dreifache höher. Wir brauchen also auch deutlich mehr innovative Start-ups, aus denen dann über die Zeit Weltmarkführer entstehen können. Die Förderung von Innovation ist eng mit einer entsprechenden Unternehmenskultur verknüpft, die Gründerinnengeist, Kreativität und Risikobereitschaft beinhaltet. Das Wirtschaftsforum bietet Start-ups aktiv die Möglichkeit, sich an wirtschaftspolitischen Diskussionen zu beteiligen. Obwohl sich die Finanzierungssituation für Start-ups in Deutschland über die letzten Jahre bereits verbessert hat, sind mangelnde Finanzierungsoptionen immer noch ein Hauptproblem der Szene. Um mit dem großen Binnenmarkt der USA ansatzweise schritthalten zu können, gilt es zudem, gerade auf dem europäischen Binnenmarkt Hemmnisse weiter abzubauen. Wer in Deutschland als Start-up mit einer IT-Dienstleistung an den Markt geht, muss dies rechtlich und finanziell zugleich überall in Europa am Markt können.
Digitalisierung der Industrie: die Zukunft des Industriestandorts Deutschland
Deutschland hat im Unterschied zu anderen Ländern in den letzten Jahrzehnten seinen starken industriellen Sektor erhalten können und ist nicht zuletzt deshalb besser durch die Krisen der letzten Jahre gekommen. Diese Stabilität des deutschen Modells aus starkem Mittelstand und großem industriellen Sektor gilt es zu bewahren, ohne jedoch aufgrund dieser Stärke rein digitale Geschäftsmodelle zu vernachlässigen. Die Digitalisierung der Wirtschaft erfordert kontinuierliche Anstrengungen der Wirtschaftspolitik, der Forschung und der Unternehmen. Ein zentrales Projekt dabei ist z.B. die Umstellung der Automobilindustrie auf Elektroantriebe und (teil-)autonome Fahrsysteme.
Bündelung der wirtschaftspolitischen und datenrechtlichen Anstrengungen
Die Politik muss die so grundlegenden Veränderungen durch die Digitalisierung aktiv begleiten und in manchen Bereichen proaktiv gestalten, damit nachhaltiger ökonomischer, sozialer und ökologischer Fortschritt entstehen kann, der allen zugutekommt. Europäische Standards müssen geschaffen werden (Plattformen und Absicherung von Solo-Selbstständigen), Deutschland muss bei digitaler Bildung und beim E-Government an die Spitze in Europa gelangen, die IT-Infrastruktur (Glasfasernetz, ländlicher Raum, WLAN-Hotspots) muss konsequent ausgebaut werden. Fragen der Datensicherheit und Datensouveränität, der Arbeitszeitmodelle, der Kampf gegen Cyberkriminalität und vieles mehr verlangt nach einer besseren Koordinierung der politischen Arbeit – nach einem Digitalministerium und einer Digitalagentur. Dafür setzen wir uns ein.
Das Fachforum hat Impulse für politische Entscheidungsträger der 19. Legislaturperiode erarbeitet. Diese finden Sie hier:

Leitung des Fachforums
Boris von Chlebowski
Mitglied der Geschäftsführung
Accenture

Kontakt in der Geschäftsstelle
Viola Pröck
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Viola Pröck ist seit Februar 2022 als Referentin für Wirtschaftspolitik tätig, sie ist unter anderem verantwortlich für das Fachforum Digitales sowie für die regionalen Schwerpunkte. Zuvor arbeitete sie mehr als drei Jahre in der Kommunikationsberatung.
vp(at)spd-wirtschaftsforum.de