• Die 5-Billionen-Euro Frage: Wie finanzieren wir die Transformation?

20.03.2024

5 Billionen Euro – so hoch ist die Summe, die in Deutschland investiert werden muss, um die klimaneutrale Transformation bis 2045 zu gestalten. Wo wir aktuell stehen und was es braucht, damit die Finanzierung der Transformation gelingen kann, diskutierten wir mit Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Moderiert wurde der digitale Austausch von Heiko Kretschmer, Schatzmeister des SPD-Wirtschaftsforums.

Die KfW-Chefvolkswirtin ging eingangs auf die erforderlichen Investitionen für die Transformation zur Klimaneutralität ein. Bei einem Investitionsbedarf von 5 Billionen Euro wären laut KfW-Studienergebnissen pro Jahr 190 Milliarden Euro (5 Prozent des BIP) erforderlich – abzüglich der bereits geplanten Investitionen sind es noch 72 Milliarden Euro zusätzlich. Zusätzliche Investitionen sind insbesondere im Industriesektor zu tätigen, die grüne Umgestaltung von Produktionsstrecken erfordere höhere Mehrausgaben. Der Großteil des Investitionsbedarfes – 90 Prozent – sei dabei von der Privatwirtschaft zu stemmen.

Trotz des aktuell negativen Geschäftsklimas und der derzeitigen konjunkturellen Stagnation sei die deutsche Ausgangsposition in vielen Indikatoren weiterhin vielversprechend, so Dr. Fritzi Köhler-Geib. Auch tätigten Unternehmen mehr Klimaschutzinvestitionen, 2022 stieg der Anteil um 18 Prozent auf 72 Milliarden Euro. Die zu schließende Lücke lässt sich demnach noch mit circa 120 Milliarden Euro beziffern. Fast jeder dritte Haushalt nutze bereits Energiewendetechnologien. Diese Entwicklung sei infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, der daraus resultierenden Energiekrise und inflationsbedingter Kaufkraftverluste umso bemerkenswerter. Längerfristige Klimaschutzinvestitionen werden auch auf kommunaler Ebene verstärkt getätigt. Dass hier aber noch eine Verdopplung der Mehrinvestitionen erforderlich sei, sei Ausdruck dessen, dass die Investitionen für die Transformation bereits im Gange seien, es aber noch größerer Anstrengung bedürfe, führte die KfW-Chefvolkswirtin aus.

Dass insbesondere der zunehmende Fachkräftemangel Unternehmen belastet, zeigen die KfW-Studienergebnisse. Fast 40 Prozent aller Unternehmen haben zurückgemeldet, dass der Mangel an qualifizierten Fachkräften ihre Geschäftstätigkeit beeinträchtige. Daneben sei die Versorgung mit kritischen Rohstoffen ein weiteres Hindernis für Klimaschutzinvestitionen.

Zum Gelingen der Transformation braucht es kluge Finanzierungsansätze – das wurde auch in der anschließenden Diskussion deutlich. Neben der Vereinfachung von Planungs- und Genehmigungsverfahren müsse insbesondere der deutsche Venture Capital (Wagniskapital) Markt weiterentwickelt werden. Weitere sinnvolle Instrumente könnten aus KfW-Sicht zudem eine Eigenkapitalförderung für mittelständische Unternehmen und Verbriefungen mit Ergebnisindikatoren sein.

Diskutiert wurde auch über die Abwägung von Investitionsbedarfen angesichts begrenzter finanzieller Mittel, den Beitrag von Investmentfonds und die zu beziffernden Opportunitätskosten bei ausbleibenden Klimaschutzinvestitionen.

Die Diskussion verdeutlichte einmal mehr, dass die Stimmung bei den Unternehmen schlechter als die tatsächliche Wirtschaftslage sei. Umso wichtiger ist daher laut Dr. Fritzi Köhler-Geib, jetzt Lösungen zur Mobilisierung privaten Kapitals auf den Weg zu bringen. Dass darüber 90 Prozent der erforderlichen Transformationsinvestitionen zu stemmen sind, sei angesichts der schwierigen Haushaltslage eine Ausgangslage auch eine Chance, eine positive Trendentwicklung in Bewegung zu setzen.

Für den Input und den ergiebigen Austausch bedanken wir uns herzlich bei Dr. Fritzi Köhler-Geib und allen, die an der Diskussion teilgenommen haben.