27.03.2024

Chancen der Biotechnologie herausstellen

Wie sehr der Standort Deutschland von den Chancen der Biotechnologie profitieren kann, diskutierten wir heute im Rahmen einer Digitalkonferenz. Über die Potenziale biotechnologischer Forschung für Medizin, Landwirtschaft, Ernährung und angesichts des Klimawandels tauschten sich der Parlamentarische Staatssekretär Mario Brandenburg, BMBF, Dr. Anne Grimbs, Head of Regulatory Science Germany, Austria & Switzerland der Bayer CropScience Germany, und MdB Johannes Schätzl aus. Das Gespräch moderierte Verbandsvizepräsident Matthias Machnig.

Dr. Anne Grimbs verdeutlichte, wie notwendig es aus Sicht ihres Unternehmens ist, Innovation in allen Sparten der Biotechnologie voranzutreiben, verwies allerdings gleich auf die stark limitierend wirkenden regulativen Hürden in Deutschland und Europa. Ein Schwerpunkt der Forschungsaktivitäten lege Bayer CropScience deshalb auf die USA. Gefragt nach den Förderprioritäten seines Ministeriums, stellte der Parlamentarische Staatssekretär das breite Förderspektrum des BMBF dar. Biotechnologie werde in all ihren Facetten gefördert, denn die Forschung sei entscheidend für die großen Themen der Gegenwart. So breit die Anwendungsmöglichkeiten der Biotechnologie seien, so breitgefächert sei auch die Förderung. Gleichzeitig räumte Brandenburg ein, dass die Förderideen deutlich größer seien als der entsprechende Einzelplan im Haushalt. Neben Aspekten der Finanzierung müsse aber auch berücksichtigt werden, wie Deutschland als Erstmarkt für neue Produkte attraktiver werden könne, damit diese nicht in andere Märkte abwanderten.

Für Johannes Schätzl wiederum waren die richtigen Weichenstellungen zum richtigen Zeitpunkt ein entscheidender Ansatz. Deutschland müsse die Talente, die Technologien und die monetäre Förderung in der „Pipeline“ haben, um sich zukunftsfähig aufstellen zu können.

Matthias Machnig ging auf den massiven Standortwettbewerb, insbesondere mit den USA und China, ein und fragte, wo für Deutschland aktuell der größte Nachholbedarf bestehe. Hier wurden die Themen Patente, der Erhalt der Biodiversität bei gleichzeitiger Erhöhung der Produktivität genannt. Allerdings bezeichneten alle Diskutanten gerade die gesellschaftspolitische Diskussion als womöglich größte Herausforderung für den Standort. Diese sei teilweise festgefahren. Zu wenig würden in der Öffentlichkeit die großen Chancen der Biotechnologie und die Errungenschaften dank biotechnologischer Forschung und Entwicklung wahrgenommen, etwa bei mRNA-Impfstoffen und deren Anwendung gegen Corona. Oft fehle das Bewusstsein für die große Relevanz dieser Forschung für Gesundheit oder auch Landwirtschaft.  Eine Folge seien dann zum Teil über Jahrzehnte währende kontroverse Diskussionen, an deren Ende wieder keine Entscheidungen stünden.

Mit Blick auf die regulativen Hürden in Deutschland und Europa verwies die Vertreterin von Bayer CropScience auf den erheblichen zeitlichen und finanziellen Mehraufwand, den das Unternehmen in Deutschland im Vergleich zu den USA aufwenden müsse, um biotechnologische Produkte in den Markt zu bringen. Diesen bezifferte sie mit dem Faktor drei. Gerade weil in Europa das Vorsorgeprinzip und nicht – wie in den USA – das Risikoprinzip angewendet werde, ließen sich hier innovative Projekte nicht vorantreiben.

Das Panel stimmte überein im Appell, in der gesellschaftlichen Diskussion noch deutlicher die Chancen und Potenziale der Biotechnologie herauszustellen. Hierzu leiste gerade auch das jüngst vom Wirtschaftsforum der SPD veröffentlichte Positionspapier einen wichtigen Beitrag.

„Wenn wir Innovationsstandort sein wollen und als solcher bestehen wollen, brauchen wir biotechnologische Forschung“, resümierte Moderator Matthias Machnig.