„An Jörg Kukies´ Wechsel ins Finanzministerium wird viel Kritik geübt. Die Fachwelt sollte die Personalie jedoch anerkennen“, schreibt der Schatzmeister des Wirtschaftsforums der SPD e.V., Harald Christ, in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt. Dem Bundesfinanzminister sei mit der Ernennung vielmehr ein Coup gelungen.

Hier der Gastbeitrag in voller Länge:

Handelsblatt, 27.03.2018, S. 15

Schrille Kommentare

„Es ist ein Coup, den Finanzminister Olaf Scholz landete, als er Goldman-Sachs-Banker Jörg Kukies, zum Staatssekretär berief, meint Harald Christ.

Dass Linke wie Grüne nun Verschwörungstheorien verbreiten, mag weniger erstaunen als gezielte Schmährufe aus den Reihen der Koalitionspartner. In der Fachwelt dagegen findet die Personalie große Anerkennung. Wenn man Bevölkerung, Medien und Politik fragt: ,,Glaubt ihr, dass mehr Fachkompetenz gut wäre in Parlament und Regierung?“ Alle würden bejahen. Nun kommt ein Experte, verzichtet dabei auf ein schönes Sümmchen Geld für den Job in der Politik, und schon scheint Sachlichkeit Fehlanzeige.

Würde ein Bauer Landwirtschaftsminister, ein Arzt Gesundheits-Staatssekretär oder eine Arbeiterin Arbeitsministerin, niemand würde rufen, das ginge nicht. Eignung für einen Job bestimmt sich durch Charakter, Werdegang, Erfahrungen, Fähigkeiten und dem, was der- oder diejenige sagt und tut. Offenbar sind Kriterien und Wertmaßstäbe außer Kraft, wenn jemand aus dem Banken- und Finanzbusiness sich in der Politik einbringen möchte. Im Kern unterstellt manche Kritik nicht weniger, als dass Jörg Kukies durch seinen Werdegang persönlich korrumpiert ist. Und dass die Regierung korrumpiert werden könnte durch ihn. Das ist doch totaler Blödsinn. Dabei ist ungemein wichtig, dass in der neuen Regierung Menschen arbeiten, die aus persönlicher Erfahrung wissen, wie das Währungs- und Finanzsystem tickt.

Der internationale Finanzmarkt ist entscheidend für die Weltökonomie und die Sicherheit auch des kleinsten Sparers. Es war gut, dass Sozialdemokrat Peer Steinbrück Finanzminister war, als es 2007/8 zur großen Bankenkrise kam. Es wäre besser gewesen, wenn danach bei Wolfgang Schäuble ein Experte wie Jörg Kuldes an Bord gewesen wäre, um das europäische Finanzsystem mit Expertise und Weitsicht krisenfest zu machen. Diese große Aufgabe steht immer noch aus, da wurden Jahre vertan. Vielleicht erklärt das auch manches Ablenkungsmanöver. Das eigentlich Fatale an der Debatte ist die abschreckende Wirkung auf Persönlichkeiten, die eine Karriere gemacht haben und vielleicht dem Land etwas geben wollen, indem sie in die Politik gehen: Managerinnen und Manager, Expertinnen und Experten überlegen ganz genau, ob sie, nachdem sie sich gegen bessere Bezahlung in der Wirtschaft entschieden und sich beruflich in die Abhängigkeit von Wahlen gestellt haben, sich noch dem öffentlichen Schlammwerfen aussetzen wollen. Scholz und Kukies haben wohl erwartet, dass es Aufregung gibt. Vielleicht hoffen sie wie ich, dass diese Debatte ein Lehrstück wird, der Beginn einer moderneren, sachlichen Diskussion um Qualifikation und Politik, um Politik als Beruf. Das würde unserer Demokratie guttun.“

 

Weitere Beiträge in der Presse:

Bereits nach der Bekanntgabe der Entscheidung hat Harald Christ deutlich gemacht, dass gerade die internationale Entwicklung auf dem Finanzsektor auch eine Herausforderung für den Finanzstandort Deutschland darstelle. Gerade die internationale Entwicklung auf dem Finanzsektor stelle auch eine Herausforderung für den Finanzstandort Deutschland dar, wird der Schatzmeister im Handelsblatt zitiert. „Mit Jörg Kukies ist das Bundesfinanzministerium diesbezüglich sehr gut aufgestellt“, betont Christ. Gleichzeitig weist Christ die Kritik an der Ernennung des Finanzexperten Jörg Kukies zum Staatssekretär im Bundesfinanzministerium im Interview mit dem Tagesspiegel  als „abstoßend und bösartig“ zurück. Unter anderem berichteten auch „Zeit online“, die „Bild“ sowie „Spiegel online“ über Christs Einschätzungen.