30.11.2022
FF Gesundheitswirtschaft

Eine Bestandsaufnahme des Gesundheitsjahres 2022 hat das Fachforum Gesundheitswirtschaft zusammen mit Prof. Dr. Dennis Oswald in einer digitalen Arbeitssitzung am 29. November vorgenommen. Der CEO und Gründer des Wirtschaftsforschungsinstituts WifOR Institute ging dabei vor allem auf die volkswirtschaftliche Relevanz der Gesundheitswirtschaft ein. Oswald, der auch Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des SPD-Wirtschaftsforums ist, plädierte für einen Perspektivwechsel: Die Gesundheitswirtschaft müsse als Investition statt als Kostenfaktor wahrgenommen werden.

In seinem Impuls machte Dennis Oswald deutlich, dass die Gesundheitswirtschaft tatsächlich ein Motor für Wachstum und Beschäftigung, für Innovation und bessere Gesundheit ist. Wertschöpfungsketten und Beschäftigungseffekte der Branche müssten ebenso betrachtet werden wie die Frage zu beantworten sei, was es für die Gesellschaft bedeutet, in die Gesundheit zu investieren. Die ökonomische Bedeutung der Gesundheitswirtschaft für Deutschland bezifferte Oswald u.a. auf eine Bruttowertschöpfung im Umfang von knapp 400 Mrd. Euro im Jahr 2021. Gegenüber 2012 bedeute das einen Anstieg um 111 Mrd. Euro an Bruttowertschöpfung. Der Sektor habe 2021 7,7 Mio. Menschen beschäftigt; 1,2 Mio. Menschen mehr als 2012. Auch erweise sich die Gesundheitswirtschaft als starke Exportbranche mit Ausfuhren im Umfang von 158 Mrd. Euro im vergangenen Jahr. Der Zuwachs im Vergleich zu 2012 hier ebenfalls signifikant: plus 61 Mrd. Euro.

Auch in der EU trägt die Gesundheitswirtschaft über alle relevanten Kennzahlen bedeutend zum Wohlstand bei. Mit einer Bruttowertschöpfung von 1,38 Billionen Euro (2019) mache sie hier einen Anteil von 11 Prozent an der EU-Gesamtwirtschaft aus. Der Sektor ist Oswald zufolge ein Stabilisator in Krisenzeiten, nicht nur in Deutschland, sondern auch in der EU. Zudem trage Deutschland als starkes Gesundheitswirtschaftsland zur Sicherung Europas in diesem Sektor bei.

Oswald stellte zudem Nachhaltigkeitsbetrachtungen mit Blick auf die Gesundheitsökonomie entlang globaler Wertschöpfungsketten an. Bei der sogenannten SEE-Impact Evaluation gelte es, die sozialen, ökologischen und ökonomischen Dimensionen und Auswirkungen in den Blick zu nehmen. Darunter fallen beispielsweise Themen wie Treibhausgasemissionen oder auch der Einsatz von Kinderarbeit. Diese Betrachtungsweise ermögliche es, den „net societal value“ (gesellschaftlichen Netto-Wert) eines Sektors zu veranschaulichen und alle Auswirkungen vergleichbar zu machen.

Anschließend resümierte Fachforenleiter Christian Clarus die diesjährigen Aktivitäten im Bereich Gesundheitswirtschaft und verwies u.a. darauf, dass das Thema Digitalisierung die Branche weiterhin stark beschäftigen werde. Verbandsvizepräsidentin Prof. Dr. Susanne Knorre prognostizierte, Versorgungssicherheit werde im kommenden Jahr auch für das Gesundheitswesen noch mehr an Bedeutung gewinnen. Man werde damit konfrontiert sein, Standards bei Sicherheit, Versorgung und Qualität abzusichern. Insbesondere das Thema Fachkräfte müsse hier ebenfalls berücksichtigt werden.