• „Meer Zukunft“:
    Transformation der maritimen Wirtschaft

Deutschlands Geschäftsmodell, Wohlstand und Wirtschaftswachstum basieren auf dem Export. Für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie und Unternehmen sind sichere und zuverlässige Transportwege über die Meere deshalb essenziell. Für Unternehmen in der Küstenregion gilt das ebenso wie für Unternehmen im Landesinneren oder den Alpen. Nord- und Ostsee gehören zu den am häufigsten und dichtesten befahrenen Meeren der Welt.

Zugleich sind Meere Quelle von Nahrungsmitteln und Rohstoffen, sie sind Lebensraum zahlreicher Arten, und sie stellen als Speicher von CO2 und Wärme einen entscheidenden Klimafaktor dar, der die globale Erderwärmung bremst. Allerdings belastet die starke Nutzung der Meere das sensible Ökosystem, so dass es immer weniger als Puffer gegen den Klimawandel wirken kann.

Deshalb stellt die notwendige ökologische Transformation besonders hohe Anforderungen an die maritime Wirtschaft. Für die Hansestadt Bremen mit ihren Reedereien und Werften kann die Bedeutung der Hafenwirtschaft mit ihrer gesamten Wertschöpfungskette nicht hoch genug bewertet werden. Die Sicherung der Zukunftsfähigkeit muss deshalb zwingend mit einer nachhaltigen und innovativen Weiterentwicklung des gesamten Standorts einhergehen.

Wie sich eine solch koordinierte Transformation gestalten lässt und wie sie zudem mit Blick auf weitere Branchen, wie die Offshore-Windenergie, den Fischfang und die Tourismusbranche, umgesetzt werden kann, war Thema des Regionalen Unternehmerdialogs Bremen & Bremerhaven am 9. März im Auswandererhaus in Bremerhaven. Im Austausch mit Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ging es aber auch darum, wie sich der Schutz der Meere mit unternehmerischer Wettbewerbsfähigkeit in Einklang bringen lässt, wie der Wirtschaftsstandort Bremen innovativ und zukunftsfähig gemacht werden kann und zugleich Wachstums- und Beschäftigungschancen langfristig gehoben werden können.

Auf die große Bedeutung der deutschen Seehäfen für den wirtschaftlichen Erfolg ganz Deutschlands ging Bremens Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte in seinem politischen Impuls ein. Jeder investierte Euro in die Häfen sei deshalb ein gut investierter Euro. Bovenschulte appellierte gerade auch mit Blick auf die Hafenwirtschaft, die notwendige Energietransformation zu gestalten. „Angesichts der aktuellen politischen Lage ist es dringender denn je, die Häfen zu Energie-Drehscheiben auszubauen“, so der Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen.

Lena Ströbele, Geschäftsführerin Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG., thematisierte in ihrem Statement die Rolle des Gesetzgebers, in Europa und darüber hinaus: „Wir brauchen mutige Entscheidungen und Klarheit über Technologien, in die wir investieren wollen und sollen. Dafür braucht es das Commitment des Gesetzgebers, bestimmte Bedingungen zu schaffen. Dazu gehört auch die Harmonisierung innerhalb Europas und die Verpflichtung, dass diese Bedingungen auch für außereuropäische Anbieter gelten“, sagte Ströbele. Die Fr. Lürssen Werft hat ihren Sitz in Bremen.

Mit dem Verhältnis von Naturschutz und Offshore-Industrie setzte sich Dr. Gerd Kraus, Leiter des Thünen-Instituts für Seefischerei, in seinem Impuls zur Zukunft der Meere und Umweltökonomie auseinander. Aus seiner Sicht stehen Naturschutz und Offshore-Industrie nicht zwingend im Gegensatz zueinander. „In der Tat entsteht neue Biomasse in Offshore-Windparks, und durch das Verbot jedweder Co-Nutzung der Windparkflächen kann sich das Leben unter Wasser relativ ungestört entwickeln“, stellte Kraus dar. Allerdings sei dabei die traditionelle Fischerei der Verlierer, weil sie wertvolle Fanggründe verliere. „Es braucht dringend Lösungen, wie eine nachhaltige Nutzung der lebenden Meeresressourcen zukünftig noch funktionieren kann“, mahnte der Direktor des Thünen-Instituts.

Eine positive Entwicklung bei der Ausrichtung der Hafeninfrastruktur auf die Energiewende stellte Heike Winkler im Falle Bremerhavens fest. Aus Sicht der Geschäftsführerin des WAB e.V. geht es vor allem darum, ein Cluster der Energiewende aufzubauen, um die gesamte Wertschöpfung abzubilden und Synergien zu gewinnen. „Dies ist auch aus Gründen der Nachhaltigkeit und Systemrelevanz so wichtig. Wir haben bereits viel Zeit verloren, deswegen müssen nun viele Schritte gleichzeitig passieren, wobei die Hafenentwicklung an erster Stelle steht“, betonte Winkler.

Heiko Kretschmer, Schatzmeister des SPD-Wirtschaftsforums, strich in seinem Resümee die Bedeutung einer konzertierten Strategie Küstenstandorte für das Gelingen der Energiewende und die maritime Zukunft Deutschlands heraus. „Die Unternehmen brauchen jetzt Klarheit über Rahmenbedingungen, Ziele und Finanzierungsbedingungen. Das bedeutet auch, Klarheit über Technologien und deren Anwendung zu schaffen, etwa in der Herstellung und Verwendung von Wasserstoff“, forderte Kretschmer.