13.01.2023
FF Kultur- und Kreativwirtschaft

In Zeiten multipler Krisen ist unabhängiger Qualitätsjournalismus als verlässliche Informations- und Orientierungsquelle für unsere Gesellschaft wichtiger denn je. Wie die politischen und gesellschaftlichen Antworten auf Populismus, Fake News und Hate Speech aussehen könnten, diskutierten wir mit Sigrun Albert, Hauptgeschäftsführerin des BDZV – Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger e.V., und Helge Lindh, MdB und kultur- und medienpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Dass unabhängiger Journalismus als integraler Bestandteil einer wehrhaften Demokratie – auch als Geschäftsmodell – gestärkt werden muss und wie dies geschehen kann, war das andere zentrale Thema des digitalen Roundtables am 11. Januar.

„Journalismus als zentrale Säule unserer demokratischen Öffentlichkeit muss weiterhin innovative Geschäftsmodelle entwickeln, um den Herausforderungen der Gegenwart begegnen zu können und zukunftsfähig zu sein. Deshalb brauchen wir jetzt Ideen für nachhaltige Finanzierungsinstrumente und Investitionen in neue digitale Geschäfts- und Erlösmodelle und eine kluge politische Flankierung.“, verdeutlichte Heiko Kretschmer, Schatzmeister des SPD-Wirtschaftsforums in seinen einführenden Worten.

Dass sich auch Medien(-häuser) und Journalismus aufgrund der Digitalisierung in tiefgreifenden Transformationsprozessen befinden und vor allem Tageszeitungen mit großen Herausforderungen konfrontiert sind, stellte Helge Lindh heraus. Ein Blick in die Arbeitskammer des Bundestags zeige, dass diverse Themen- und Problemfelder im Bereich der Medienpolitik zu bearbeiten seien, darunter auch die Frage, wie man zu einer Normierung des Medieninformationsrecht gelangen könne. „Fakt ist, dass pluralistischer, vielfältiger, kritischer und unabhängiger Journalismus ein wichtiges Instrument gegen Hate Speech und Rechtsextremismus ist.“, so der Bundestagsabgeordnete. Daher sei es essenziell, auch die Arbeitsbedingungen von Journalistinnen und Journalisten nicht aus dem Blick zu verlieren. „Um eine Medienpolitik für die wichtige duale Medienordnung in Deutschland intelligent und zukunftsweisend auszugestalten, ist eine ganzheitliche Auseinandersetzung notwendig, die sowohl die demokratie-, wirtschafts-, digital- sowie sicherheitspolitischen Dimensionen des Themas berücksichtigt“, forderte Lindh.

Sigrun Albert machte in ihrem Impuls deutlich: „Eine kluge Medienpolitik ist für die Zukunft des Journalismus existenziell wichtig.“ Sie sei davon überzeugt, dass die Sternstunden des Journalismus noch vor uns liegen. „Die fast grenzenlosen technische Möglichkeiten machen Journalismus erlebbar, und er kann zudem Zielgruppen erreichen, die er früher nicht erreichen konnte.“ Gleichzeitig sei und bleibe Journalismus ein Job mit „purpose“. Deutschland habe das Glück einer im internationalen Vergleich ausgesprochen vielfältigen Medienlandschaft, was auch bedeute, dass es sehr viele sehr gut ausgebildete Journalistinnen und Journalisten gibt. Das sei keine Selbstverständlichkeit. Allerdings mahnte Albert: „Medienvielfalt benötigt eine solide wirtschaftliche Basis. Ein rein staatlicher Journalismus oder einer, der von Mäzenen abhängt, ist nicht widerstandsfähig. Für eine stabile Demokratie brauchen wir robusten, wirtschaftlich erfolgreichen Journalismus.“