• Umgang mit Rechtspopulismus

07.03.2024

Die zunehmende Akzeptanz rechtspopulistischer Inhalte und Strömungen in Politik, Gesellschaft und am Arbeitsplatz ist alarmierend. Sie schadet dem Standort Deutschland, seiner Wirtschaft und Gesellschaft. Welche Verantwortung tragen Unternehmen? Aus welchen Erfahrungen und Best-Practice-Beispielen lässt sich lernen? Das waren Themen einer Paneldiskussion des SPD-Wirtschaftsforums am 6. März in der Geschäftsstelle in Berlin.

Prof. Dr. Wolfgang Schroeder im Gespräch mit Schatzmeister Heiko Kretschmer

Impuls von Prof. Dr. Wolfgang Schroeder; Moderator Schatzmeister Heiko Kretschmer

Der auf Arbeits- und Industriebeziehungen sowie Sozialpolitik und politische Parteien spezialisierte Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Schroeder, Universität Kassel, ging in seinem Impuls auf die Gefahr von Rechtspopulismus für den sozialen Zusammenhalt, für Investitionen und Standortsicherung sowie für die Anwerbung von Fachkräften ein. Mit Blick auf die betriebliche Ebene könne der wachsenden Zuspruch für rechtspopulistische Parteien auch eine Gefahr für den betrieblichen Zusammenhalt bedeuten. Zudem seien Reputationsschäden für Unternehmen gegenüber der Öffentlichkeit ebenso wie gegenüber Kundinnen und Kunden sowie Zulieferern nicht auszuschließen. Schroeder verwies auf mögliche Strategien von Unternehmen – von Ausgrenzen über Ignorieren bis zu Dialog und Einbinden.

Weiterhin stellte er dar, warum sich der Erfolg rechtspopulistischer Parteien nicht automatisch auf die betriebliche Ebene verlagert. So baue die deutsche Interessenvertretung auf inklusive und nicht exklusive Solidarität auf. Zudem sei der betriebliche Kontext durch spezifische, wechselseitige Verpflichtung gekennzeichnet und der hierarchische Aufbau stelle Sanktionsinstrumente zur Verfügung. Schroeder plädierte für eine systematische Resilienzstrategie in den Unternehmen. Die Rolle des Betriebs und von Arbeit als verbindendes Glied dürfe nicht unterschätzt werden, so der Sozialwissenschaftler.

Umgang mit Rechtspopulismus

Umgang mit Rechtspopulismus: Thüringens Innenminister Georg Maier ist aus Erfurt zugeschaltet

Dass sich Rechtspopulismus und -extremismus negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken, hob Thüringens Minister für Inneres und Kommunales, Georg Maier, hervor. Dem aktiv entgegenzutreten, wie es die Proteste der vergangenen Wochen für Demokratie und eine offene Gesellschaft gezeigt hätten, ist aus seiner Sicht das beste Instrument gegen das Erstarken rechtspopulistischer Kräfte. Alle Demokratinnen und Demokraten seien gefordert, sich für den Erhalt der freiheitlichen demokratischen Grundordnung in Deutschland einzusetzen.

Umgang mit Rechtspopulismus

Paneldiskussion mit Dr. Dirk Schröter, Christian Clarus, Nele Techen und Heiko Kretschmer (v.l.n.r.)

An der anschließenden Diskussion beteiligten sich Nele Techen, stellvertretende Bezirksvorsitzende DGB Berlin-Brandenburg, Dr. Dirk Schröter, Geschäftsführer Personal/Arbeitsdirektor der MIBRAG GmbH, Christian Clarus, Director Government Affairs, B. Braun SE, sowie Georg Maier, digital aus Erfurt zugeschaltet. Moderator Heiko Kretschmer, Schatzmeister des SPD-Wirtschaftsforums, fragte dabei nach möglichst konkreten Strategien im Unternehmensalltag. Die Podiumsgäste stimmten darin überein, dass eine klare inhaltliche Abgrenzung und Aufklärung über die Programmatik der AfD geboten sei. Nele Techen betonte, dass Angebote zur Demokratieförderung, wie sie bereits in Schulen durchgeführt würden, stärker auf betrieblicher Ebene ausgeweitet werden müssten. Ziel müsse nach Auffassung der Diskutanten sein, die Beschäftigten zu befähigen, argumentativ mit populistischen Aussagen umzugehen und sie entkräften zu können. Unternehmen können dabei insbesondere von der Gewerkschaftsbindung und den Überschneidungen zwischen Unternehmenswerten und der Transformationscharta der Gewerkschaften profitieren und resistenter werden. Konsens war aber auch: Die Herausforderung im Umgang mit Rechtspopulismus bleibt eine Aufgabe, der sich alle gesellschaftlichen Akteure stellen müssen. In diesem Zusammenhang wurde auch auf die erfolgreiche Arbeit Kommunaler Entwicklungsbeiräte verwiesen.

Umgang mit Rechtspopulismus

Diskussion zum Umgang mit Rechtspopulismus

Nach einem ersten Verbändedialog zum Thema am 20. Februar sowie der jetzigen Podiumsdiskussion wird das Wirtschaftsforum der SPD die Thematik auch in den kommenden Wochen und Monaten weiter aufmerksam begleiten.