12.09.2022
Allgemein FF Energie und Klima FF Kommunales

Die anhaltende Energiekrise bereitet den Kommunen große Sorgen. Wie sich diese trotz der enormen energiepolitischen Herausforderungen künftig klimaneutral gestalten lassen, war Thema eines gemeinen Digitalen Fachgesprächs der Fachforen Kommunales sowie Energie und Klima am Montag, 12. September. Christian Heine, Co-Leiter des Fachforums Energie und Klima und Sprecher der Geschäftsführung Hamburger Energiewerke GmbH, unterstrich in seinem Eröffnungsstatement, dass für das Erreichen der Klimaziele der zügige und drastische Umbau des Wärmesektors notwendig sei. Er bezeichnete zudem die „vermeintlich harmlos klingende“ kommunale Wärmeplanung als das zentrale Instrument der Wärmewende. Deshalb sei es so wichtig, dass Bund und Länder schnellstmöglich eine verbindliche kommunale Wärmeplanung etablierten. Er machte zudem deutlich, dass hocheffiziente Gaskraftwerke und Gas-KWK-Anlagen die notwendige Brücke für eine sichere Versorgung mit Strom und Wärme auf dem Weg hin zur Klimaneutralität spätestens 2045 seien.

Dr. Ingrid Nestle, MdB, Sprecherin für Klimaschutz und Energie, Bündnis 90/Die Grünen, und stellvertretende Vorsitzende im Beirat der Bundesnetzagentur, plädierte für einen schnelleren Schub mit Blick auf eine effizientere Energienutzung und rief weiterhin zum verstärkten Energiesparen auf. Ein verringerter Gasverbrauch habe einen nicht zu unterschätzenden preisdämpfenden Effekt. Gleichzeitig mahnte sie an, dass angesichts der Größe der Herausforderungen entsprechend große Lösungen verlangt würden.

Mit großer Sorge blickt auch der Deutsche Städtetag auf die aktuelle Energiesituation, wie Dr. Christine Wilcken, Beigeordnete des Deutschen Städtetags und Leiterin des Dezernats Umwelt und Wirtschaft, Brand- und Katastrophenschutz, bestätigte. Dies gelte sowohl für die Bürgerinnen und Bürger als auch für Unternehmen, die mittelständisch geprägte Wirtschaft und das Handwerk. Selbst wenn sich der kommende Winter noch handhaben ließe, beginne „das Spiel von neuem“ im kommenden Jahr: Die Gasspeicher seien dann leer und Deutschland noch nicht so weit bei den Erneuerbaren Energien aufgestellt, dass es ohne Gas ginge. Sie forderte weitere Entlastungen der Bürgerinnen und Bürger und sprach sich für Markteingriffe aus.

Verbandspräsidentin Prof. Dr. Ines Zenke hob hervor, dass Gas eine Brückentechnologie bleibe und die russische Lieferpolitik Deutschland nicht von den langfristigen Erfordernissen einer machbaren Energie- und Wärmewende abbringen dürfe. Auch in einer klimaneutralen Welt komme Gas allerdings die Rolle eines zentralen Energieträgers zu: als Grüngas und Wasserstoff. Umbau, nicht Abbau müsse deshalb die Devise lauten. Jetzt gelte es, die Gasinfrastruktur und die Netze zukunftsfähig aufzustellen. Sie zeigte sich zuversichtlich, dass die aktuelle Gaskrise nicht ohne Wirkung bleiben werde, denn Haushalte und Unternehmen würden schneller nach Alternativen suchen. Auch Zenke sprach sich für einen Markteingriff aus: „Neben dem Strom- benötigen wir auch einen Gaspreisdeckel.“

Die Veranstaltung moderierte Dr. Alexander Götz, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter der Abteilung Energiewirtschaft beim Verband kommunaler Unternehmen (VKU) sowie Leiter des Fachforums Kommunales. Aus seiner Sicht werden die Kommunen mit ihren Wärmeplänen zu zentralen Schaltstellen und Maklern der Wärmewende. Er zeigte sich zuversichtlich, dass das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu schaffen sei. Dabei würden kommunale Unternehmen auf technologieoffene Pfade in der Wärmewende setzen.