• Zukunftsdialog mit Stephan Weil: Was prägt die Wirtschaft 2045?

22.06.2023
Gleich mehrere Blicke in die Zukunft hat der heutige „Zukunftsdialog: Power House Niedersachsen“ geworfen. Angesichts des klaren Bekenntnisses der Landesregierung zur Klimaneutralität bis 2045 standen die Perspektiven für Wirtschaft und Industrie in den kommenden zwei Jahrzehnten im Mittelpunkt der Diskussion. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil tauschte sich darüber mit der Trend- und Innovationsforscherin Barbara Busse, mit der Präsidentin des Bundesverbands Windenergie e.V. Bärbel Heidebroek und dem KI-Experten Prof. Dr. Marco Barenkamp aus. Die gemeinsame Veranstaltung des Wirtschaftsforums der SPD und des Managerkreises der Friedrich-Ebert-Stiftung fand im Deutschen Museum für Karikatur und Zeichenkunst in Hannover statt.
Dass die Transformation der Industrie nicht ohne die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende bewerkstelligt werden kann, hob Barbara Busse, Geschäftsführerin Future+You sowie Mitglied im Vorstand Managerkreis NRW, hervor. Ihr Ausblick auf die kommenden Jahrzehnte changierte folglich zwischen zuversichtlichen, aber auch besorgniserregenden Prognosen, falls dem Klimawandel nicht mit aller Kraft entgegengewirkt wird.
Optimistisch stimmten die Einschätzungen der Unternehmerin und Energieexpertin Bärbel Heidebroek. Die Vorsitzende des Landesverbands Erneuerbare Energien Niedersachsen Bremen und Gründerin der Landwind Gruppe verwies vor allem auf den erfoglreichen Hochlauf der Erneuerbaren Energien seit der Jahrtausendwende, den immer leistungsfähigeren Anlagen und das klare politische und gesellschaftliche Bekenntnis zur Energiewende. Sie plädierte für eine stärkere Dezentraliserung der Energieerzeugung und mahnte insbesondere den Ausbau der Energiespeicherung an. Gerade auch weil die Notwendigkeit von mehr energetischer Unabhängigkeit – und damit einhergehend größerer politischer Unabhängigkeit – heute deutlicher denn je erkannt werde, seien die Voraussetzungen für die erfolgreiche Energiewende heute so gut wie nie zuvor.
Einen Ausblick auf die weitere Entwicklung von künstlicher Intelligenz und deren Einsatz in Arbeit, Alltag und Politik gab Prof. Dr. Marc Barenkamp, Gründer der LMIS AG, Mitglied der Bundesfachkommission KI und Wertschöpfung 4.0. Auch hier spielten insbesondere Aspekte von Regulierung sowie Forschungs- und Entwicklungsfreiheit eine zentrale Rolle. Aber ebenso Fragen nach der Veränderung von gesellschaftlichem Konsens und gemeinsamen Werten dominierten die Diskussion. Deutlich wurde auch hier: Längst geht es nicht mehr ausschließlich um di wirtschaftlichen und energetische Transformation des Landes, sondern um so grundsätzliche Fragen wie ein planetenfreundliches Wachstumskonzept, Grundfragen des menschlichen Zusammenlebens und menschliche Selbstbestimmung auch in der Zukunft.
Der niedersächsische Ministerpräsdent Stephan Weil machte „riesige Baustellen“ aus, die alle gleichzeitig stattfänden und sich alle dynamisch entwickelten. Er nannte die Stichworte Klimawandel, Pandemie, Demografie, Arbeitskräftemangel und Wanderungsbewegungen und fragte nach dem Gesellschaftsmodell, das wir uns künftig wünschen. Weil skizzierte sein Modell einer klimaneutralen und digitalen sowie offenen und liberalen Gesellschaft. Seinen Zukunftswunsch formulierte er – in Abwandlung des seit je für die nachfolgende Generation formulierten Wunsches: „Ich wünsche mir, dass unsere Kinder es genauso gut haben werden wie ich bisher.“
Den anregenden Austausch moderierten Verbandsvizepräsidentin Prof. Dr. Susanne Knorre und Prof. Dr. Marc Hansmann, Sprecher des Managerkreises Niedersachsen/Bremen der Friedrich-Ebert-Stiftung.