23.09.2022

Die gegenwärtigen Modelle der Altersvorsorge sind reformbedürftig. Das gilt insbesondere für die Säule der privaten Vorsorge. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktuelles Positionspapier des SPD-Wirtschaftsforums, das heute Thema eines Fachgesprächs mit Frauke Heiligenstadt, stellvertretende Sprecherin der Arbeitsgruppe Finanzen der SPD-Bundestagsfraktion, war.

Auf gänzlich veränderte Rahmenbedingungen wies Dr. Peter Güllmann, Leiter des Fachforums Finanzen und Kapitalmarkt im SPD-Wirtschaftsforum, in seiner Begrüßung hin. Die dramatisch steigenden Zinsniveaus in Europa, aber auch in den USA und anderen Weltregionen wirkten sich direkt auf die Altersvorsorge aus, insbesondere auf deren dritte Säule, die private Altersvorsorge. Nicht nur auf diese geldpolitischen Veränderungen und ihre Auswirkungen auf den Kapitalmarkt gelte es zu reagieren, sondern auch auf den Wandel in der Gesellschaft, so Frauke Heiligenstadt. Diese müssten mit flexibleren und attraktiveren Angeboten bei der privaten Altersvorsorge beantwortet werden. Dabei gelte es vor allem auch die Bezieherinnen und Bezieher geringerer Einkommen zu berücksichtigen, damit auch diese die Säulen zwei und drei, also die betriebliche und private Altersvorsorge, nutzen könnten. Hierfür seien u. a. mehr Transparenz und eine bessere Finanzbildung erforderlich, etwa wenn es um die Beurteilung finanzieller Produkte gehe. Bei einer Reform der Altersvorsorge sei diese für alle Bereiche der dritten Säule nötig. Heiligenstadt verwies zudem auf heutzutage oft andere Familienformen und Erwerbsbiografien als noch im vergangenen Jahrhundert. Gerade in der Altersvorsorge müsse dies mitberücksichtigt werden.

Peter Güllmann sprach sich für eine deutliche Erweiterung des Anlageuniversums aus, damit mehr Menschen am Produktivvermögen beteiligt werden können. Auch und gerade Aktien seien ein notwendiger Bestandteil der privaten Vermögensbildung. Das unterstrich auch Frauke Heiligenstadt: „Wo Vermögen sich positiv entwickeln kann, müssen wir Zugänge und Teilhabe ermöglichen. Wenn die dritte Säule an Bedeutung gewinnen soll, dann muss ein breites Portfolio an Produkten zur Verfügung stehen. Hierfür braucht es Leitplanken. Das muss gut abgesichert sein.“ Ihr sei wichtig, dass Menschen nicht von der Vermögensentwicklung abgekoppelt bleiben: „Wir müssen die Systematik und Attraktivität der Produkte bei der privaten Altersvorsorge regeln, sonst fällt diese Säule aus“, appellierte die Abgeordnete. Damit die private Vorsorge eine größere Rolle spielen könne, bedürfe es einer digitalen Rentenübersicht. Diese stellt laut Heiligenstadt ein wichtiges Transparenzinstrument dar.

Prof. Dr. Susanne Knorre, Vizepräsidentin des SPD-Wirtschaftsforums, mahnte dringend Fortschritte in der künftigen Altersvorsorgepolitik an. Die Umsetzung müsse deutlich beschleunigt werden: „Mit dem neuen Positionspapier wollen wir einen Beitrag zur Entscheidungsfindung über zukünftige tragfähige Modelle in der Altersvorsorgepolitik leisten. Es bedarf dringend einer Reform der bestehenden Vorsorgeinstrumente der betrieblichen und privaten Altersvorsorge. Mit der gesetzlichen Rente allein wird die Absicherung im Alter nicht gelingen. Daher gilt es, den Dreiklang, also das effektive Zusammenspiel aller drei Säulen, zu stärken. Die private und betriebliche Altersvorsorge sind mittlerweile als elementare Ergänzung zur gesetzlichen Rente zu verstehen. Es ist deshalb unverzichtbar, dass sich die Bundespolitik in dieser Legislatur entschlossen des Themas annimmt und die Rahmenbedingungen für die zweite und dritte Säule verbessert“, so Knorre abschließend.

Zum Positionspapier Die Zukunft der Altersvorsorge gestalten