Berlin, 10. Februar 2021. Das Wirtschaftsforum der SPD e.V. begrüßt das grundsätzliche Vorhaben, die Regulierung der Wasserstoffnetze zügig voranzutreiben. Eine zeitnahe Festlegung der Rahmenbedingungen verschaffe der entstehenden Wasserstoffwirtschaft Planungssicherheit. Allerdings müsse der heute vom Bundeskabinett verabschiedete Entwurf einer Novelle des EnWG in den nächsten Wochen im parlamentarischen Verfahren grundlegend angepasst werden, damit nach Kohle- und Erdgas der Wasserstoff das „dritte Zeitalter der Gaswirtschaft“ einläutet.

Dazu erklärt Verbandsvizepräsidentin Prof. Dr. Ines Zenke: „Die deutsche Energiewende ist eine Erfolgsgeschichte. Die Wasserstofftechnologie ermöglicht es nun, die nächsten Schritte zur Klimaneutralität der gesamten Wirtschaft zu gehen. Die Bundesregierung hat dies verstanden und will eine globale Führungsrolle beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft einnehmen. Das ist richtig. Jetzt braucht es einen passenden regulatorischen Rahmen, damit Wasserstoff sektorenübergreifend die Energiewende voranbringen kann.“

Die Regulierung der Wasserstoffnetze im Rahmen der EnWG-Novelle müsse daher zum Ziel haben, die heutig Erdgasnetzwirtschaft weiterzuentwickeln. Michael Wübbels, Leiter des Fachforum „Kommunales“ des SPD-nahen Wirtschaftsverbands, macht daher deutlich: „Sollte es – wie von der Bundesregierung vorgeschlagen – bei einer getrennten Behandlung von Gas- und Wasserstoffinfrastruktur bleiben, behindert dies die notwendige und mögliche Modernisierung  der bestehenden Erdgasinfrastruktur. Das wäre gleich aus doppelter Hinsicht nicht nachhaltig. Zum einen würden enorme Chancen für einen schnellen Ausbau von Wasserstoff verspielt, zum anderen würden derzeitige Gasnetzbetreiber – oftmals kommunale Energieversorger – gehindert, die dezentrale Wärmeversorgung auf emissionsfreie Energieträger umzustellen. Das verzögert am Ende die Transformation, kostet Know-How und Beschäftigung.“

Zenke ruft zu einem evolutionären Vorgehen auf: „Die nachhaltige und volkswirtschaftlich effiziente Lösung ist der Start des ‚dritten Zeitalters der Gaswirtschaft‘. Auf Kohle- und Erdgas folgt in Zukunft Wasserstoff. Machen wir unsere bestehenden Gasnetze Wasserstoff-ready, sichern wir die Zukunft der Transport- und Verteilnetzbetreiber und ermöglichen den Einsatz in unterschiedlichen Wirtschaftssektoren. Bereits heute sind weite Teile der Industrie an die Gasverteilnetze angeschlossen. Gleichzeitig heben wir aber auch die Potentiale von Wasserstoff im Verkehr und vor allem im Gebäudesektor. So profitieren Gaswirtschaft, Industrie sowie Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen.“

Fachforenleiter Wübbels ergänzt: „Selbstverständlich wird Wasserstoff zunächst in der Industrie eingesetzt werden. Stahl, Aluminium und chemische Produkte können so mittelfristig klimaneutral werden. Dennoch kann Wasserstoff auch die Entwicklung der Wärmewende beschleunigen. Eine nachhaltigkeitsgerechte Wärmeversorgung sollte dabei gleichzeitig auf zwei Säulen aufbauen: Einem steigenden Anteil von Erneuerbaren Brennstoffen für die KWK und der Umrüstung bestehender Gasverteilnetze auf den Betrieb mit Wasserstoff.“