Berlin, 03. Juni 2020 – Das Wirtschaftsforum der SPD e.V. fordert von der Bundesregierung, die seit über einem Jahr geplante Nationale Wasserstoffstrategie zeitnah zu verabschieden und umzusetzen. Vizepräsidentin Prof. Dr. Ines Zenke unterstützt damit die Forderung von Bundesumweltministerin Svenja Schulze, die sich im Rahmen einer Digitalkonferenz des Verbandes am vergangenen Freitag gemeinsam mit der Industrie für eine zügige Umsetzung der Strategie ausgesprochen hat. Nach ursprünglicher Planung hätte die Strategie bereits im vergangenen Jahr verabschiedet werden sollen. Zuletzt stand die Strategie vergangenen Mittwoch auf der Tagesordnung des Bundeskabinetts, wurde jedoch erneut verschoben.

Wasserstoff als entscheidender Meilenstein auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft

Ihre Forderung nach einer zügigen Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie begründete Bundesumweltministerin Svenja Schulze mit dem Stellenwert, den diese perspektivisch für den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland hat: „Aus erneuerbaren Energien hergestellter Wasserstoff ist nicht nur für den Klimaschutz ein großer Gewinn. Er eröffnet auch eine starke industriepolitische Perspektive. Und er kann eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, unsere Wirtschaft durch staatliche Anreize und Hilfen aus dem Corona-Tief herauszuholen. Umwelt- und Klimaschutz macht unsere Wirtschaft krisenfester. Ich bin zuversichtlich, dass die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft wird.“

Grüner Wasserstoff aus ungenutztem Ökostrom

Das Potential für den sogenannten grünen Wasserstoff sei da: Im Jahr 2018 blieben über fünf Mrd. kWh Ökostrom ungenutzt. Nutzen die Elektrolyseure den Windstrom, den das deutsche Netz nicht mehr aufnehmen kann, wird grüner Wasserstoff erzeugt, der als Grundstoff für chemische und industrielle Prozesse benötigt wird. Dieser wirkt als Energieträger zum Beispiel in den Brennstoffzellen oder als für die Energiewende wichtiger Energiespeicher.

Politik und Wirtschaft sind gleichermaßen gefragt

„Wasserstoff ist das neue Must-Have. Fest steht: Ohne die Energiewende wird es keinen Markthochlauf von Wasserstoff geben. Gleichzeitig aber ist der Wasserstoff der Schlüsselenergieträger für die Energiewende und die sektorübergreifende Dekarbonisierung. Wir kommen also auf nationaler Ebene und im internationalen Wettbewerb keinen Schritt weiter, wenn wir die Wasserstoffstrategie weiterhin in der Schublade belassen und nicht in die Praxis überführen“, betont Prof. Dr. Ines Zenke. „Die Digitalkonferenz mit Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft hat einmal mehr deutlich gezeigt, dass die Industrie in den Startlöchern steht und nur noch auf das politische Signal wartet.“ Politik und Wirtschaft seien aber beide gefragt, insbesondere beim Aufbau der notwendigen Infrastruktur: „Willy Brandt schuf Anfang der 70er Jahre die Erdgaswirtschaft mit seinem Aufruf zu Investitionen in das Erdgasröhrengeschäft. Nun gilt es, die Erdgaswirtschaft zum Ausbau für den Wasserstofftransport zu verpflichten. Das ist auch volkswirtschaftlich sinnvoll“, so Zenke weiter.