Die Bürokratie ist zur größten Herausforderung für kleine und mittlere Unternehmen am Standort Deutschland geworden. Damit rangiert Bürokratie noch vor den Herausforderungen Fachkräftemängel und steuerlicher Belastung, wie eine aktuelle Civey-Umfrage im Auftrag des SPD-Wirtschaftsforums ergibt. Vor diesem Hintergrund begrüßt der Wirtschaftsverband, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrer Rede zur Lage der EU heute angekündigt hat, dem Mittelstand künftig mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Aus Sicht des Wirtschaftsverbands reicht das aber nicht. Gefordert werden vor allem zügig weitere Entlastungen auf nationaler und europäischer Ebene und eine eigene Mittelstandpolitik.
Während die wahrgenommenen Belastungen durch Fachkräftemangel und hohe Energie und Rohstoffkosten im Vergleich zu den Ergebnissen einer 2022 durchgeführten Umfrage gleichbleibend hoch geblieben sind, halten die befragten Unternehmen die bürokratische Belastung jetzt für noch gravierender als noch in der Umfrage 2022, die bereits hohe Werte für Bürokratie konstatierte. Darunter fällt auch die Bedeutung von gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Auf die Erfordernisse der Wirtschaft geht Prof. Dr. Susanne Knorre, Vizepräsidentin des Verbands, ein: „Es tut sich nach wie vor zu wenig beim Bürokratieabbau. Für die Unternehmen insgesamt gilt: Sie erwarten durchgreifende Maßnahmen, nicht das zögerliche Abwägen, das wir zum Beispiel bei einer Antwort auf den IRA erleben mussten. Deutschland und Europa brauchen ein klares Bekenntnis zum Mittelstand.“
So fordert Knorre, jede Politik auf ihre Wirkung und ihre Folgen für mittelständische Unternehmen zu prüfen und zu optimieren. Die Einführung eines Industriestrompreises allein reiche dabei nicht aus, um die Belastungen der kleinen und mittleren Unternehmen signifikant zu reduzieren. Knorre warnte insbesondere, dass die Politik der EU mittlerweile von vielen Unternehmen als Hürde wahrgenommen werde, was gerade auch mit Blick auf die Europawahlen 2024 Sorge bereiten müsse. „Wenn EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ankündigt, dem Mittelstand künftig mehr politisches Gewicht geben und ihn von Bürokratie entlasten zu wollen, ist das zumindest das richtige Signal. Es muss aber jetzt auch zügig umgesetzt werden. Und wir brauchen mehr als das, nämlich eine aktive Mittelstandspolitik, die den Belangen der Unternehmen endlich die verdiente Priorität einräumt.“
Im Auftrag des Wirtschaftsforums der SPD führte Civey die Umfrage zwischen dem 24.07.2023 und 07.08.2023 durch. Befragt wurden Unternehmen mit weniger als 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.