Kürzere Genehmigungsverfahren, die Produktion von grünem Stahl und die wachsende Bedeutung des Nordens als Energiestandort waren Themen des Unternehmerdialogs mit Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil heute auf der Hannover Messe. Im Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden der Salzgitter AG, Gunnar Groebler, mahnte Weil an, die Geschwindigkeit beim Ausbau von LNG-Terminals auch beim Ausbau der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien und beim Netzausbau anzuwenden.
Der Ministerpräsident stellte in seinem Impuls fest, dass Niedersachen mit den Standorten Wilhelmshaven und Stade beim Thema LNG (liquid natural gas) Vorreiter sei. Parallel zu den ersten schwimmenden Einheiten würden auch dauerhafte Terminals vorbereitet, die von Anfang an Wasserstoff-geeignet seien (H2-ready). Gleichzeitig mahnte er die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren an: „Wir müssen den Paradigmenwechsel in unseren Verfahren hinkriegen, sonst schaffen wir es nicht, unsere Klimaziele zu erfüllen. Wenn wir beim Thema LNG zeigen, wie es gehen kann, dann muss diese Geschwindigkeit auch für die Erzeugung und die Netze gelten. Wir müssen LNG als Trigger dafür nehmen, was geht. Ich empfehle der Energiewirtschaft, Klartext zu reden.“ In der aktuell angespannten Situation bei der Energieversorgung müsse dafür gesorgt werden, durch die nächste Heizperiode zu kommen. „Ich bin von Woche zu Woche zuversichtlicher, dass das gelingt.“ Weil machte deutlich, dass er den Staat in der Verantwortung für den Ausbau von Erzeugungskapazitäten und entsprechender Netze sieht. Hier bedürfe es eines aktiven Staates. Nach Jahrzehnten eines Nord-Süd-Gefälles beim Thema Energie, in denen der Süden den Norden abgehängt habe, bestünde nun eine gute Chance für den Norden, Boden wettzumachen: „Das Zeitalter der Erneuerbaren wird einen Schwerpunkt im Norden haben“, so Weil resümierend.
Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG, sprach vom gesellschaftlichen Auftrag, die Industrie zu dekarbonisieren. Allerdings existiere bisher kein internationaler Wasserstoffmarkt. In der initialen Phase koste diese Transformation mehr, als die Unternehmen finanzieren könnten. „Das Delta zwischen grünem und grauem Stahl muss abgemildert werden. Uns fehlt hier noch Unterstützung aus Brüssel. Denn finanzielle Hilfen sind entscheidend, solange das Unternehmen die Kosten noch nicht selbst stemmen kann. Es geht nicht um Daueralimentierung, sondern nur um eine Anschubfinanzierung. Wir werden wettbewerbsfähig sein. Das ist unser Anspruch.“ Groebler machte weiterhin deutlich, dass sich Stahlindustrie und Energiewende gegenseitig bedingen. Genauso wenig, wie die Industrie ohne Energiewende eine Zukunft habe, sei eine Energiewende ohne Stahl möglich. So benötige jedes Fundament eines Offshore-Windparks allein 2000 Tonnen Stahl.
Für Prof. Dr. Susanne Knorre, Vizepräsidentin des SPD-Wirtschaftsforums und Moderatorin des Gesprächs, stand das Bekenntnis zu einer klimaneutralen, wettbewerbsfähigen und leistungsstarken Industrie im Vordergrund. Angesicht der fast täglich wachsenden Herausforderungen habe sie den Eindruck, dass der Dialog zwischen Unternehmen und Politik noch enger geworden sei und beide Seiten zusammenrückten, um die Herausforderungen zu bewältigen. „Wir brauchen diese Art von Dialogveranstaltungen, um zu erklären. Und auch um Akzeptanz zu schaffen, zum Beispiel für Genehmigungsverfahren. Der Austausch zwischen Politik und Wirtschaft ist auch ein Schlüssel für das Gelingen der Transformation“, so Knorre.