Mit einer drastisch veränderten sicherheitspolitischen Lage sieht Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius Deutschland und Europa konfrontiert. Pistorius sprach als Gastredner der diesjährigen Mitgliederversammlung des SPD-Wirtschaftsforums am Dienstag in Berlin. Die Mitglieder des Wirtschaftsverbands bestätigten zudem das Geschäftsführende Präsidium unter Präsidentin Prof. Dr. Ines Zenke für weitere zwei Jahre im Amt und wählten Dr. Tanja Wielgoß als weitere Vizepräsidentin.
In seiner Rede an die Mitglieder des Wirtschaftsverbands unterstrich Boris Pistorius die Notwendigkeit, im Rahmen der Zeitenwende mit der Wirtschaft zu kooperieren. Neben den geopolitischen Veränderungen stand aber insbesondere Wirtschaftspolitik auf dem Programm der verbandsinternen Versammlung. Bernd Westphal, Vorsitzender des Politischen Beirats des SPD-Wirtschaftsforums sowie wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, lobte den US Inflation Reduction Act und dessen Kombination von Klimaschutz und guter Arbeit. Hier müsse Europa nachziehen, nicht im Sinne eines „Europe First“, sondern eines „Europe fast“. Das wiederum habe Auswirkungen auf Deutschland bei Verwaltung, Digitalisierung und der Entschlackung von Verfahren.
Verbandspräsidentin Prof. Dr. Ines Zenke plädierte für die Einführung eines Industriestrompreises und verwies auf aktuelle Wirtschaftskennzahlen. „Der Druck auf Deutschland ist hoch. Die Indikatoren zur Wirtschaftslage sind besorgniserregend. Sie bilden eine Lage ab, die an die Finanzkrise und den Corona-Shutdown erinnern. Wer heute mahnt, den Standort Deutschland nicht unnötig schlecht zu reden, der hat recht – das sollten wir nicht tun. Dass die Wirtschaft aber Panik macht, um Subventionenzu erschleichen, wie behauptet wird. Das sehe ich nicht.“
Im Rahmen der Mitgliederversammlung stand u.a. die turnusmäßige Wahl des Präsidiums an. Die Mitglieder bestätigten Präsidentin Prof. Dr. Ines Zenke mit 92 Prozent im Amt. Mit ähnlich hohen Zustimmungsraten für weitere zwei Jahre gewählt wurden Schatzmeister Heiko Kretschmer, Vizepräsidentin Prof. Dr. Susanne Knorre sowie die Vizepräsidenten Matthias Machnig, Philipp Schlüter und Michael Wiener.
Die Managerin und Mehrfachaufsichtsrätin Dr. Tanja Wielgoß wurde neu ins Präsidium gewählt. Wielgoß war sowohl Vorstandsvorsitzende als auch technische Vorständin der Vattenfall Wärme in Deutschland (bis 2022) als auch der Berliner Stadtreinigung (bis 2018). Als Beraterin startete sie ihre Karriere bei Roland Berger und arbeitete außerdem bei der Unternehmensberatung KEARNEY. Sie entwickelte die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Luftfahrtunternehmen zum Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften weiter und legte damit die Grundlage für eine professionelle Verbandsvertretung der Airlines im Luftverkehr. Mitte 2022 gründete Dr. Tanja Wielgoß zusammen mit fünf weiteren Frauen aus Wirtschaft, Sport und Medien das Frauenteam des FC Viktoria Berlin in eine GmbH. Ziel der Unternehmerinnen ist es, die Sichtbarkeit von Frauen im Sport deutlich zu erhöhen und die Mannschaft von der dritten in die erste Bundesliga zu führen.
Das Wirtschaftsforum der SPD erfüllt mit dem nunmehr siebenköpfigen Präsidium seine selbstgesteckte Geschlechterquote für die Besetzung des Geschäftsführenden Präsidiums. Die bereits auf der Mitgliederversammlung im Dezember 2021 beschlossene Regelung sieht vor, dass im Geschäftsführenden Präsidium Frauen und Männer mit einem Anteil von je mindestens 40 Prozent vertreten sein sollen. Damit ist das Wirtschaftsforum der SPD einer der ersten Wirtschaftsverbände in Deutschland mit einer auf geschlechtliche Parität zielenden Satzung.
