Berlin, 23. Oktober 2019 – Das Wirtschaftsforum der SPD fordert eine ökologische Industriepolitik. „Deutschland muss sich ziemlich strecken, wenn es die Klimaziele von Paris und der europäischen Klimaschutzverordnung 2018 erreichen will. Die Sektorkopplung ist ein wesentlicher Baustein, um die deutschen Klimaschutzziele zu erreichen“, sagt Prof. Dr. Ines Zenke, Vizepräsidentin des SPD-nahen Wirtschaftsverbandes. „Die Stromwende ist tot. Statt beim Thema Energiewende allein über Strom zu reden, müssen wir endlich ganzheitlich denken und dann auch über die Mobilitäts- und Wärmewende sprechen. Wir brauchen eine Wasserstoffstrategie und eine Definition des Begriffs Sektorkopplung, sonst besteht eine Rechtsunsicherheit, die in der Praxis viele Projekte scheitern lässt.“

Sektorkopplung ist die Verschränkung von Strom, Wärme, Mobilität und Industrieabläufen mit dem Ziel, Kohlenstoffdioxidemissionen zu senken und eine nachhaltige Versorgung mit erneuerbaren Energien voranzubringen. Ein Beispiel ist das Nutzen von Wärme, die als Nebenprodukt der Stromerzeugung entsteht (sog. „Kraft-Wärme-Kopplung“). Im Fokus der öffentlichen Debatte stehen bislang Konzepte zur Weiterleitung von überschüssigem Strom zur Erzeugung von Wärme (Power-to-Heat) oder zur Herstellung von Brenngas (Power-to-Gas). Diskutiert werden aber zunehmend auch andere Kopplungsmodelle wie etwa Power-to-Mobility, Power-to-Valuables und Power-to-Liquids.

„Klimaschutz muss ressortübergreifend betrachtet werden. Was die Bundesregierung auf den Weg bringt, muss auch in den Ländern umgesetzt werden. Wir brauchen 17 Energiewenden“, sagt Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies. Die Antwort auf die großen aktuellen ökonomischen und ökologischen Herausforderungen sei die ökologische Industriepolitik. „Die Energiewende wird nicht gelingen, wenn man Strom isoliert betrachtet. Wir müssen über Stoffströme sprechen. Für ein erfolgreiches Klimaschutz-Paket brauchen wir ein Gesamtkonzept, und da spielen auch die kommunalen Partner eine wichtige Rolle. Eine Stahlindustrie in Deutschland wird es ohne grünen Wasserstoff nicht geben.“

Der wirtschafts- und energiepolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Bernd Westphal betont: „Die Große Koalition hat energiepolitisch schon viel erreicht. In einen nationalen Masterplan Sektorkopplung muss auch eine Wasserstoffstrategie integriert werden. Neben den Klimaschutzpotentialen birgt diese Technologie auch erhebliche Chancen mit globalen Marktpotentialen für die Wirtschaft – nicht nur in Form von großen Aufträgen für den Maschinen- und Anlagenbau, sondern auch in Form von gut bezahlten Industriejobs. Wir müssen alle sich uns bietenden Potenziale hinsichtlich Klimaschutz und Wirtschaft optimal nutzen.“