21.10.2022

Die Finanzierung der gesetzlichen Rente ist seit langem Thema. Aber auch bei der sozialen Pflegeversicherung ergibt sich ein Finanzierungsproblem für den bisherigen Generationenvertrag. Dass finanzielle Risiken im Pflegefall abgesichert werden können, zeigen betriebliche Beispiele, etwa aus der Chemiebranche. Wie sich dieser Ansatz verbreitern lässt, war jetzt Thema eines digitalen Fachgesprächs des SPD-Wirtschaftsforums.

Die demografische Entwicklung auf der einen, die stark steigende Zahl der Betroffenen auf der anderen Seite machen die derzeitigen Lösungen in der Pflegeversicherung in den kommenden Jahren weder nachhaltig noch generationengerecht. Nicht nur die Zahl der Pflegebedürftigen wird weiter signifikant steigen – laut Bertelsmann-Stiftung bis 2030 um 50 Prozent. Auch die Kosten pro Versicherten werden deutlich zunehmen. Der wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz prognostiziert bis 2040 sogar eine Steigerung auf mehr als 90 Prozent. Das Thema Pflege ist damit auch ein Thema der Altersvorsorge.

Im Fachgespräch der Arbeitsgruppe Altersvorsorge präsentierte Andrea Pichottka, Geschäftsführerin der IG BCE Bonusagentur, die tarifliche Pflegezusatzversicherung, auf die sich der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) und die Industriegewerkschaft IG BCE bereits 2019 verständigt hatten – damals die erste tarifvertragliche Zusatzversicherung in Deutschland („CareFlex Chemie“). Sie sichert alle Tarifmitarbeiter der chemischen und pharmazeutischen Industrie ohne Gesundheitsprüfung über den Arbeitgeber kollektiv ab. Die Zusatzversicherung ergänze die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung, reduziere den zu erbringenden Eigenanteil im Pflegefall, sichere das angesparte Altersvermögen und unterstütze die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege, so Pichottka. Gleichzeitig trage sie auch zur größeren Attraktivität des Arbeitgebers beim Wettbewerb um Fachkräfte und bei der Bindung von Mitarbeitern bei. „Eine frühe Absicherung der Pflegevorsorge hat große finanzielle Effekte. Eine tarifliche Pflegeversicherung wie CareFlex Chemie ist hier sehr wirksam“, sagte Pichottka. Entscheidend von Seiten der Politik sei hierfür u.a. eine tarifvertragliche Bindung als Voraussetzung für die Fördermöglichkeiten.

Dr. Florian Reuther, Direktor des PKV-Verbands, verdeutlichte die Notwendigkeit der privaten Vorsorge. Er informierte über die verschiedenen Möglichkeiten privat vorzusorgen, insbesondere für diejenigen, die keine tarifvertragliche Beschäftigung ausüben. „Wir haben in Deutschland im Bundesdurchschnitt eine ‚Pflegelücke‘ von 2.100 Euro pro Monat. Neben einer schlagkräftigen betrieblichen Pflegeversicherung ist eine generationengerechte und bezahlbare private Pflegevorsorge ein entscheidender Hebel, um diese Lücke zu schließen“, so Reuther.

Dass die Pflegevorsorge nach wie vor zu wenig Beachtung im gesellschaftlichen Diskurs findet, kritisierte Prof. Dr. Susanne Knorre, Vizepräsidentin des SPD-Wirtschaftsforums. Insbesondere die jüngeren Generationen seien nicht ausreichend für das Thema sensibilisiert. Hier müsse auf verschiedenen Wegen, auch politisch, eine aktive Ansprache stattfinden, um die Pflegevorsorge sicherzustellen. Schließlich würde diese nicht immer erst im Alter benötigt.

Weitere Informationen zu „CareFlex Chemie“ sind hier abrufbar.
Informationen zu den Beispielen der PKV finden Sie hier.