Mit mehr als 400 Gästen und hochkarätigen Panelisten haben wir uns auf der diesjährigen Wirtschaftskonferenz des SPD-Wirtschaftsforums der „Transformation in Krisenzeiten“ gewidmet. Zur Eröffnung sprach Lars Klingbeil, SPD-Parteivorsitzender. Mit seinem Impuls zur Energie- und Ressourcenwende vermittelte Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck trotz sich überlagernder Krisen Zuversicht für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Gerade jetzt gelte es die große Transformationsaufgabe anzugehen.

Neue Arbeitswelt post-Corona? Wie Digitalisierung, Globalisierung und der demographische Wandel nicht nur Unternehmen, sondern auch Beschäftigte und die Politik fordern, diskutierten im ersten Panel des Tages Dr. Julia Borggräfe, Metaplan, Jing Man, Head of Talent & Executive Development, Mercedes-Benz AG, Dagmar Schmidt, MdB, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Hiltrud Dorothee Werner, Aufsichtsratsvorsitzende Mitteldeutsche Flughafen AG, und Heiko Kretscher, Schatzmeister des Wirtschaftsforums. Die Moderatorin, Bloggerin und Politikberaterin Alice Greschkow, fragte nach der Erfolgsbilanz von New Work in den Unternehmen. Der digitale Schub, den viele Unternehmen in der Pandemie erfahren haben, agiles Arbeiten und die kurzfristige Umstellung auf flexible Arbeitsformen, sei, so die einhellige Meinung, in vielen Unternehmen gelungen, aber eben noch längst nicht in allen. Auch seien nach wie vor viele Arbeitsbereiche nicht für eine Flexibilisierung geeignet. Dass hierfür die Beschäftigten ebenso wie die Führungskräfte mitgenommen werden müssten, dass Weiterbildung nicht nur theoretisch funktionieren, sondern sich in der praktischen Umsetzung bewähren müsse, war bei allen unterschiedlichen Perspektiven Konsens. Entsprechend war viel von Unternehmens-, Führungs- und Organisationskultur die Rede.

Trotz Krisen: Stärken des Standorts machen zuversichtlich
Die hohen Energiepreise, eine drohende Gasmangellage, Gefahren für den Industriestandort Deutschland und seine Wettbewerbsfähigkeit – das waren die zentralen Themen im Panel „Von der Energie- zur Ressourcenwende“. Darüber diskutierten Verbandspräsidentin Prof. Dr. Ines Zenke, Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V., und Philipp Schlüter, Vorsitzender des Vorstands der TRIMET Aluminium SE. Moderiert von Handelsblatt-Journalistin Kathrin Witsch war sich die Gesprächsrunde einig: Wir sind in einer Situation, für die es keine Blaupause gibt, und doch sind kurzfristige Lösungen nötig – die aber mit Bedacht gewählt werden müssen. Diese Einschätzung bestätigte Vizekanzler Dr. Robert Habeck. Die Analyse des Bundeswirtschaftsministers zum veränderten Handlungsspielraum und den politischen Zwangslagen Deutschlands vermittelten den Ernst der Lage. Trotzdem oder gerade auch deshalb gelte es jetzt umso mehr, die großen Transformationsaufgaben anzugehen: „Wir müssen in der Gegenwart abgewogen, klug, aber schnell und verantwortungsbewusst handeln. Die darunter liegende, eigentliche Transformationsaufgabe dürfen wir dabei nicht aus dem Auge verlieren. Beides muss zusammen gehen. Im Moment gibt es viele Sorgen. Über den Moment hinaus gibt es Hoffnung. Das ist das Stärkste, was eine demokratische Gesellschaft hat“, so Habeck.

Resilientes Gesundheitswesen
Geschätzte 12 Trillionen Euro Gesamtkosten, 12 Milliarden Euro Impfkosten, 6 Millionen Corona-Tote. Die Auswirkungen der Pandemie sind immens, zumal das Virus vor allem vulnerable Gruppen trifft – gesundheitlich, sozial, demographisch. Unterschiedliche Studien rechnen mit Kosten von 10 bis 50 Milliarden Euro, um auf eine Folgepandemie adäquat vorbereitet zu sein. In diesem thematischen Kontext fragte das Panel „Globale Gesundheitspolitik“, welche Lehren aus der Corona-Pandemie zu ziehen seien.

Dazu tauschten sich Verbandsvizepräsidentin Prof. Dr. Susanne Knorre, Niels Annen, MdB und Parlamentarischer Staatssekretär des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Prof. Prof. Dr. h.c. Ilona Kickbusch, Leiterin des globalen Gesundheitsprogramms des Geneva Graduate Institute, und Dr. Meinrad Lugan, Vorstandsvorsitzender der B. Braun Gruppe, mit der Journalistin Andrea Thilo aus. Dabei könnte beispielsweise der permanente Fonds zur Pandemiebekämpfung, „Financial Intermediary Fund“, auf den sich die G20 verständigt haben, den Weg weisen. Wichtig seien zudem international funktionierende Systeme und Netzwerke, die nachhaltig reagieren können. Hilfreich könnte zudem ein solidarischer Einsatz von Gesundheitsdaten sein, ohne dabei den Datenschutz zu vernachlässigen.

Deutschland digital?
Ein weiteres hochkarätig besetztes Panel setzte schließlich mit dem Themenschwerpunkt Digitalisierung den Schlusspunkt der Wirtschaftskonferenz 2022. Echte Problemlagen am Standort Deutschland identifizierten die Panel-Teilnehmer:innen bei Bildung, Breitbandausbau, Infrastruktur, Datenräumen, der Cybersecurity – und wenn es um die Freiheit zum Experimentieren geht. Im Gespräch mit Miriam Schröder, Tagesspiegel Background, plädierten Sabine Bendiek, Vorstandsmitglied SAP, Prof. Dr. Sabina Jeschke, u.a. KI Park e.V., Prof. Dr. Christoph Meinel vom Hasso-Plattner-Institut, Iris Plöger, BDI, Jens Redmer, Google, Markus Richter, CIO des Bundes, und Matthias Machnig, Vizepräsident des Wirtschaftsforums, dafür, Innovation neu zu denken. Denn Digitalisierung heiße echte Veränderung der Geschäftsprozesse. Es könne nicht einfach nur die Hardware hingestellt werden, sondern Prozesse müssten insgesamt neu gestaltet werden. Zugleich wurde eine große Veränderungsbereitschaft, sowohl in den Unternehmen als auch in der Gesellschaft, festgestellt. Hier habe sich vieles zum Positiven gewendet, gerade die Skepsis gegenüber der KI sei deutlich gesunken. Ein Thema der exzellenten Runde: Das aktuelle Positionspapier zur Digitalisierung des Wirtschaftsforums und des Senior Fellow Network der Universität Potsdam: „Deutschland. Digital. 2030″

 

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