• Datenbasierte Politik und Mittelstand

26.03.2025

Unter dem Titel „Datenbasierte Politik und Mittelstand“ präsentierte Dr. Timm Bönke, Chefvolkswirt der Datev den DATEV eG-Mittelstandsdindex, der eine differenzierte Abbildung der wirtschaftlichen Situation kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) in Deutschland erlaubt.

Obwohl KMUs lediglich rund 30 Prozent der gesamten Umsätze erwirtschaften, entfällt ein erheblicher Teil der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigung (55 Prozent) sowie der Bruttoinvestitionen (44 Prozent) auf diesen Bereich. Dies unterstreicht eindrücklich die immense volkswirtschaftliche Relevanz dieser Unternehmensgruppe.

Mit Informationen zu etwa einer Million Unternehmen und rund acht Millionen Beschäftigten ermöglicht der Index differenzierte Einblicke in deren wirtschaftliche Entwicklung. Die Basisdaten stammen vor allem aus Finanz- und Lohnbuchhaltung und liefern Erkenntnisse zur Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung, wodurch eine zeitnahe und präzise Abbildung der Lage der KMUs gewährleistet wird.

Die präsentierten Zahlen legten offen, dass sich die KMUs seit April 2023 deutlich negativer entwickelt haben als die Gesamtwirtschaft. Rückläufige Umsätze von bis zu 10 Prozent in nominalen Werten verdeutlichen die wirtschaftlichen Herausforderungen, denen diese Unternehmen gegenüberstehen. Inflationsbereinigt ist dieser Effekt noch gravierender. Am Beispiel des Handels war besonders der anhaltende Rückgang der Umsätze während des Weihnachtsgeschäfts auffällig, das zunehmend am stationären Einzelhandel vorbeizugehen scheint.

Ein weiterer von Herr Dr. Bönke präsentierter Schwerpunkt lag auf der Gastronomiebranche, die besonders unter der Mehrwertsteuererhöhung Anfang 2024 zu leiden hatte. Während die gesamtwirtschaftliche Gastronomie stabil blieb, dokumentierte der Mittelstandsindex einen markanten Einbruch bei kleineren Betrieben, insbesondere bei familiengeführten Restaurants und Cafés. Die fortschreitende Verlagerung hin zur Systemgastronomie sowie steigende Kosten und verändertes Konsumverhalten wurden als wesentliche Einflussfaktoren identifiziert.

In der anschließenden Diskussion unter der Moderation unseres Vizepräsidenten Matthias Machnig wurde das große Potenzial des Mittelstandsindex für die Politik hervorgehoben. Insbesondere seine detaillierte und zeitnahe Erfassung wirtschaftlicher Entwicklungen bietet die Möglichkeit, regionale Unterschiede präzise zu analysieren und entsprechende wirtschaftspolitische Maßnahmen gezielt auszurichten. Gerade für die Gestaltung von Förderprogrammen wurde der Index als wertvolles Instrument angesehen.

Die Diskussion schloss mit einem eindringlichen Plädoyer, die Bedeutung der KMUs für die deutsche Wirtschaft stärker in den Fokus zu rücken. Datenquellen wie der Mittelstandsindex können eine entscheidende Rolle spielen, um faktenbasierte und zielgerichtete wirtschaftspolitische Entscheidungen zu ermöglichen und die Stabilität dieses bedeutenden Wirtschaftszweigs nachhaltig zu sichern.