Das im Februar 2025 von der Bertelsmann Stiftung veröffentlichte EuroStack-Proposal war Thema einer Digitalkonferenz im Wirtschaftsforum der SPD. Unter dem Titel „EuroStack: Garant für Europas digitale Souveränität oder teurer Irrweg?“ diskutierten Adriana Groh, CEO der Sovereign Tech Agency, Matthias Ecke, Mitglied des Europäischen Parlaments, Ammar Alkassar, Vorstandsmitglied des GovTech Campus und Pablo Mentzinis, Director Governmental Affairs der SAP unter der Moderation von Verbandsvizepräsident Matthias Machnig.
Ausgangspunkt und grundlegende Einigkeit bestand über die Erkenntnis, dass Europa in zentralen Zukunftstechnologien wie Cloud Computing, Software-as-a-service und Künstlicher Intelligenz deutlich zurückliegt und eine starke Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern herrscht, die die strategische Handlungsfähigkeit und Souveränität Europas im digitalen Raum erheblich einschränkt. Die EuroStack Initiative zielt auf die Notwendigkeit, eigene, wettbewerbsfähige digitale Infrastrukturen aufzubauen.
Als bisher zentrales Hindernis für den Aufbau solcher Strukturen wurde in der fehlenden Koordination und Fragmentierung innerhalb Europas gesehen. Unterschiedliche Standards und Strukturen auf nationaler und regionaler Ebene verhindern Skaleneffekte und erschweren die Entwicklung einheitlicher europäischer Lösungen. Besonders die Inkonsistenz in der öffentlichen Förderung und Beschaffung wurde als hemmend für Innovation und Marktentwicklung kritisiert: Projekte werden finanziert und gefördert, ohne dass die entstandenen Lösungen anschließend beschafft oder weiterverwendet werden.
Dabei könne der Staat als Ankerkunde den notwendigen Hebel für die Wettbewerbsfähigkeit und Skalierung europäischer Technologieanbieter darstellen: Staatliche Beschaffung sollte gezielt europäische Anbieter stärken und ihnen eine stabile Nachfragesituation bieten. Damit könnten insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen sowie Start-ups in ihrer Anfangs- und Wachstumsphase unterstützt werden. Dabei wurde betont, dass nicht primär Fördermittel entscheidend seien, sondern vielmehr die Aussicht auf zahlungskräftige, verlässliche Kunden im öffentlichen Sektor.
Zudem wurde die Forderung laut, dass Europa strategischer agieren müsse – mit klaren Zielen und messbaren Fortschritten. Europa hingegen verliere sich oft in diffusen Programmen und verfehle ambitionierte Ansprüche, weil es an fokussierter Umsetzung fehle.
Ein weiteres Thema war die Bedeutung von Open-Source-Software und gemeinsamer Forschungsinfrastruktur. Europa habe in diesen Bereichen durchaus Stärken, die es gezielt ausbauen müsse. Die Open-Source-Community wurde als potenzieller Hebel genannt, um unabhängige, sichere und skalierbare digitale Lösungen zu entwickeln.
Der sogenannte Deutschland-Stack wurde als nationale und Koalitionsvertrag genannte Initiative vorgestellt, die aber nicht in Konkurrenz zum EuroStack verstanden werden solle. Vielmehr solle sie als Plattform dienen, auf der bundesweite Verwaltungsdienste cloudbasiert gebündelt werden.
Die Diskutant:innen schlossen überein, dass es nicht an Ideen oder technologischer Kompetenz mangele, sondern vielmehr an strategischer Klarheit und politischer Umsetzung. Der EuroStack könne hier als Vision und gemeinsames europäisches Verständnis, über nationale Interessen hinaus zu denken, ein positiver Aufschlag für konsequentes Handeln und wirkungsvolle Maßnahmen sein. Nur so könne Europa im digitalen Wettbewerb bestehen und seine technologische Souveränität sichern.