Eine sichere und resiliente Gesundheitsversorgung entscheidet über das Wohl jedes Einzelnen, die Stabilität unserer Gesellschaft und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts. Gleichzeitig steht das System unter Druck- etwa durch Abhängigkeiten, fragile Lieferketten und geopolitische Spannungen –, zugleich bieten Onshoring, robuste Strukturen und eine stärkere europäische Zusammenarbeit neue Chancen für mehr Innovation und Resilienz.
Im Rahmen unserer diesjährigen Gesundheitswirtschaftskonferenz des Wirtschaftsforums der SPD diskutierten Bundesgesundheitsministerin Nina Warken, MdB, Generaloberstabsarzt Dr. Nicole Schilling, Stellvertreterin des Generalinspekteurs der Bundeswehr im BMVg, Generalstabsarzt Dr. Hans-Ulrich Holtherm, Kommandeur der Sanitätsakademie der Bundeswehr, Heike Prinz, Mitglied des Vorstands der Bayer AG und Arbeitsdirektorin und Dr. Stefan Ruppert, Vorstand B. Braun Melsungen AG und der B. Braun SE für Personal und Recht gemeinsam über die Frage: Resilienz der Gesundheitsversorgung – wie krisenfest ist Deutschland? Zu Beginn hieß Maximilian Bettzuege, Government Affairs Manager bei Microsoft, die Teilnehmenden im Microsoft Atrium willkommen.
Bereits im Impuls machte Bundesministerin Warken deutlich, dass die Gesundheitswirtschaft eine tragende Säule unserer Volkswirtschaft ist – mit hoher Wertschöpfung, Forschungsstärke und sozialer Verantwortung. In dem anschließenden, von Christian Clarus, Fachforenleiter Gesundheitswirtschaft, moderierten Gespräch betonte sie,
dass sich während der Corona-Pandemie gezeigt habe, dass das Gesundheitswesen in Deutschland zwar kleinteilig organisiert sei, dies aber von Vorteil sein könne. Entscheidend sei, dass alle Akteure – bis in das letzte Glied der Versorgungskette, etwa Apotheken und Hausärzte – Hand in Hand arbeiten. Warken betonte, Deutschland habe aus Krisen gelernt und Fortschritte im Gesundheitssektor erzielt – etwa durch den Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst. Um Abhängigkeiten zu reduzieren, brauche es mehr Produktionsanreize in Deutschland und Europa. Man könne nicht jede Krise vorab lösen, aber starke Strukturen seien entscheidend für Resilienz. Ein zentrales Instrument hierfür ist das Gesundheitssicherstellungsgesetz, dessen legislativer Prozess bereits begonnen hat und Anfang kommenden Jahres als Referentenentwurf vorliegen soll. Auch die Krankenhausreform trägt zur Resilienz bei – durch Telemedizin, mehr Cybersicherheit und einen verantwortungsvollen Umgang mit sensiblen Daten. Gleichzeitig setzt die Bundesregierung auf europäische Zusammenarbeit, die Stabilität schafft, politische Prozesse erleichtert und Raum für eine innovationsfreundlichere Regulierung – etwa durch die Entbürokratisierung der Medizinprodukterichtlinie – eröffnet.
In der anschließenden Paneldiskussion, moderiert durch unsere Schatzmeisterin Prof. Dr. Susanne Knorre wurde betont: Resilienz entsteht durch Kooperation und Vertrauen – nicht durch zusätzliche Bürokratie. Vertreterinnen und Vertreter aus Industrie und Bundeswehr warnten vor Deindustrialisierung und betonten die Bedeutung verlässlicher Rahmenbedingungen, Planungssicherheit und Freiräume für Innovation. Die Bundeswehr brachte die Perspektive der zivil-militärischen Zusammenarbeit ein: Im Krisen- oder Bündnisfall muss die Schnittstelle zwischen beiden Systemen funktionieren. Agilität und Zusammenarbeit, wie sie in der Pandemie sichtbar wurden, sollten zum Normalzustand werden.
Das gemeinsame Fazit des Panels: Deutschland verfügt über starke Strukturen, exzellente Forschung und erfahrene Akteure. Um auch in Zukunft handlungsfähig zu bleiben, braucht es weniger Regulierung und Bürokratie, mehr Digitalisierung, stabile Produktionsbedingungen, europäische Kooperation und einen frühzeitigen Dialog zwischen Politik, Industrie, Versorgung und Bundeswehr. Resilienz ist kein Einzelprojekt, sondern eine gemeinsame Aufgabe – und eine zentrale Zukunftsfrage für unser Land.
Foto-Credits: Marco Urban / Wirtschaftsforum der SPD e.V.