• Internationale Zusammenarbeit im Cyberraum

25.10.2024

Nicht nur gibt es stetig neue oder eskalierende Konflikte weltweit, die mit konventionellen Mitteln geführt werden, auch die Angriffe im Cyberraum nehmen in den Dimensionen Schwere und Häufigkeit zu. Hinzu kommt: Viele der heutigen Konflikte sind geprägt durch einen hybriden Charakter, militärische Methoden werden mit Cyberangriffen, Desinformationskampagnen und wirtschaftlichem Druck kombiniert.

Was die neue Bedrohungslage für die Cybersicherheit in Deutschland bedeutet und wie eine effektive Zusammenarbeit staatlicher und privatwirtschaftlicher Akteure aussehen kann, um die Resilienz im Cyberraum zu stärken, war Gegenstand unserer digitalen Diskussionsrunde „Internationale Zusammenarbeit im Cyberraum im Kontext globaler Konflikte“ mit Dr. Tobias Lindner, Staatssekretär im Auswärtigen Amt und Verbandspräsidentin Prof. Dr. Ines Zenke.

Einen wichtigen Hebel in der Cybersicherheit sieht Dr. Tobias Lindner darin „bösartiges Verhalten im Cyberraum beim Namen zu nennen.“ Das schließe die Nutzung des nationalen Attribuierungsverfahrens ein, um die Verantwortung für Cyberangriffe Urheberstaaten zuzuschreiben. „Mit der Cyber Diplomacy Toolbox stehen uns auf europäischer Ebene unter anderem Sanktionsmaßnahmen zur Verfügung, um auch aktiv unsere roten Linien zu festigen.“

Das Prinzip der Transparenz bei Cyberangriffen sollte zunehmend auch für die Privatwirtschaft gelten. „Noch viel zu oft behandeln Unternehmen Ransomware-Angriffe selbst, sei es aus Scham, sei aus Furcht vor Reputationsschaden, Schwäche oder vor potenziellen Folgekosten. Wir brauchen jedoch die Informationen über Angriffe, um unser Lagebild zu vervollständigen und politische Maßnahmen ergreifen zu können.“

Die Herausforderung bestehe darin, klare Richtlinien und Mechanismen in der internationalen Zusammenarbeit zu entwickeln. Prävention im Cyberraum schließt das gemeinsame Capacity Building mit Partnern ein – nicht nur um Infrastrukturen, Wirtschaft und Privatpersonen zu schützen, sondern auch um eine sichere zwischenstaatliche Kommunikation zu gewährleisten.

„Wir sehen, dass Grenzen im Cyberbereich zunehmend verwischen. Grenzen zwischen innerer und äußerer Sicherheit. Grenzen zwischen Wirtschaft und Staat. Klar ist: Cybersicherheit geht nur gemeinsam mit Wirtschaft und Staat.“, so Staatsminister Dr. Tobias Lindner. „Ich bin daher überzeugt, dass wir in Deutschland und Europa erheblich investieren müssen, um unsere kritische Abhängigkeit zu reduzieren und eigene Fähigkeiten aufzubauen.“

Das Wirtschaftsforum der SPD würde eine Verstetigung der Finanzierungsmechanismen zur Stärkung der Resilienz im Cyberraum sehr begrüßen. „Der Aufbau eigener Kompetenzen und Schlüsseltechnologien ist essenziell, nicht nur für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Volkswirtschaften, sondern auch für die Unabhängigkeit einer demokratischen und liberalen Gesellschaft. Angesichts der Tragweite aktueller Bedrohungen im Cyberraum muss klar sein: Digitale Souveränität ist kein Selbstzweck – und kostet.“, betonte Verbandspräsidentin Prof. Dr. Ines Zenke abschließend.