• Bürokratie hemmt wirtschaftliches Wachstum – Appell an Koalitionäre: SPD-Wirtschaftsforum fordert mehr Spielraum für Verwaltungen und Behörden und setzt auf Kultur des Ermöglichens

24.03.2025

Die vom SPD-Wirtschaftsforum in Auftrag gegebene neue Civey-Umfrage verdeutlicht, wo es in der Wirtschaft durch zu viel Bürokratie zu Verzögerungen kommt. Zwei von drei Befragten der Umfrage gaben dabei an, dass sie die größten Verzögerungen im Bereich der Planungs- und Genehmigungsverfahren (67,8 Prozent) erlebten, jeder zweite benennt dabei die Zögerlichkeit bei Verwaltungsentscheidungen (48,9 Prozent), ebenfalls fast jeder zweite (48,8 %) der befragten privatwirtschaftlichen Entscheidungsträgern nannte die Dokumentations- und Berichtspflichten als Verzögerungsgrund bei bürokratischen Prozessen.

Weichen müssen in Koalitionsgesprächen gestellt werden

Der dringend erforderliche Bürokratieabbau ist eines der dringlichsten Aufgaben der neuen Bundesregierung, um die Wirtschaft in Deutschland aus der Stagnation zu holen und sie wieder anzukurbeln. Schon bei einer Umfrage von vor einem Jahr, die das SPD-Wirtschaftsforum bei Civey hierzu in Auftrag gegeben hatte, gab mehr als die Hälfte der Befragten an, dass zu viel Bürokratie den Wirtschaftsstandort Deutschland belaste und dies negative Folgen habe.

Vor dem Hintergrund der inzwischen noch weiter angespannten Lage und der aktuell laufenden Koalitionsgespräche fordert das Wirtschaftsforum der SPD, die Sorgen der Unternehmen hier ernst zu nehmen und entsprechende Weichen für Aufschwung und Innovation schon in den Gesprächen zu legen.

„Die jetzigen Ergebnisse untermauern die damaligen Erkenntnisse weiter und sind damit auch nach dem Dauerstreit der Ampel ein klarer Handlungsauftrag an die neue Regierung. Wir brauchen jetzt einen Schub in Sachen digitale Verwaltung, Genehmigungsverfahren und Regulierung – und zwar dringend“, sagte  Verbandspräsidentin Prof. Dr. Ines Zenke. Die Ergebnisse der Civey-Studie zeigten deutlich, wo bürokratische Hürden im unternehmerischen Alltag die Wirtschaft ausbremsten. Zu komplizierte Planungs- und Genehmigungsverfahren, zögerliche Verwaltungen und Dokumentations- und Berichtspflichten lähmten die deutsche Wirtschaft in einer angespannten Lage.  Zwei von drei Entscheidungsträgern erlebten die Planungs- und Genehmigungsverfahren als den größten Bremsklotz, jeder zweite benenne in der Umfrage die Zögerlichkeit bei Verwaltungsentscheidungen als den stärksten Hemmfaktor. „Diese Hängepartei können wir uns nicht länger leisten“, so Zenke weiter. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verwaltungen und Behörden könnten hier durchaus mehr Befugnisse erhalten, um Genehmigungserteilungen und Inbetriebnahmen zu ermöglichen. „Es wäre eine einfache Stellschraube, um hier mehr Tempo reinzubekommen“, sagte Zenke.

Strategien zum Bürokratieabbau und stärkere Entscheidungskultur

Die Befragten der Umfrage gaben zudem  an, dass sie mit 26,6  Prozent den größten Durchbruch im Bereich Bürokratieabbau durch automatische Genehmigungen bei Fristablauf und durch klare Handlungsräume für mutiges Entscheiden sehen (26 Prozent). Mit Blick auf die Behörden hält fast jeder dritte (30,8 Prozent) der Befragten mehr Eigenverantwortung für Angestellte und fast jeder vierte (24 Prozent) vereinfachte Ausschreibungen für die wirksamste Maßnahme, damit es in den Behörden zu pragmatischen Entscheidungen innerhalb der Ermessenspielräume kommt. Auch Anreize für schnelles und gutes Entscheiden wird dabei von 22,9 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen und Umfrageteilnehmerin als Maßnahme für eine Kultur des Ermöglichens genannt.

Rund dreiviertel der Befragten gehen sogar so weit zu sagen, dass die Investitionen durch das geplante Infrastruktur-Sondervermögen nur dann gelingen können, wenn in Behörden und Verwaltungen eine stärkere Entscheidungskultur herrsche: 77 Prozent stimmen dieser Aussage eindeutig oder eher zu.

„Wir müssen weg vom Zaudern und Zögern und müssen mutig und pragmatisch zu einer Kultur des Möglichmachens wechseln, um durch den Abbau von zu viel Bürokratie das Wachstum in diesem Land wieder anzukurbeln“, sagte die Verbandspräsidentin weiter. Dieser Pragmatismus existiere auch in Behörden und Verwaltungen, er müsse nur auch gefördert, ausgebaut und stärker etabliert werden. Mut zu Verantwortung bedeute auch, dass die Führung diese Kultur des gemeinsamen Anpackens  vorlebe. „Die Praxis zeigt, dass gerade das Mindset zum Ermöglichen den Unterschied für Geschwindigkeit und Realisierung macht“, so Zenke.

Die neue Bundesregierung müsse diese Herausforderungen jetzt dringend anpacken – ob durch einen Digitalisierungsschub, durch schlankere Gesetze, Anreize zur Schnelligkeit bei aller notwendigen Gründlichkeit  oder durch klarere Handlungsspielräume für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Behörden. „Motivieren, statt entmutigen, befähigen statt delegieren“, betont Zenke.

Wie der Wirtschaftsstandort Deutschland mit Investitionen, Innovationen und Wachstum wieder neuen Aufschwung erfahren kann, können Sie auch im Positionspapier des Wirtschaftsforums der SPD e.V. lesen (hier abrufbar). Hier gibt es auch weitere konkrete Ideen, mit welchen Maßnahmen, die Vereinfachung bürokratischer Prozesse vorangetrieben werden kann.

Für die Civey-Umfrage im Auftrag des Wirtschaftsforum der SPD wurden im Zeitraum zwischen 14.3.2025 und 19.3.2025 insgesamt 1000 privatwirtschaftliche Entscheiderinnen und Entscheidern befragt.

Die Ergebnisse der Studie sind hier abrufbar.