„Abgedreht? Ökonomische Herausforderungen und Perspektiven der Filmwirtschaft“ – unter diesem Motto diskutierten am Abend des 13. November 2019 VertreterInnen aus Politik und Filmwirtschaft in unserer Geschäftsstelle über die Zukunft der deutschen Filmindustrie. Vor rund 40 Gästen stellten hochkarätige RednerInnen in spannenden Impulsvorträgen und einer Diskussionsrunde heraus, wie der globale Wandel auch die deutsche Filmwirtschaft verändert und welche politischen Rahmenbedingungen die Branche braucht, um zukunftsfähig zu sein.
Die intensiven Debatten um die Novellierung des Filmfördergesetzes zeigten, dass die Film- und Fernsehbranche insbesondere aufgrund der digitalisierungsgetriebenen Dynamisierung in einem tiefgreifenden Wandel begriffen sei, sagte Heiko Kretschmer, Schatzmeister des Wirtschaftsforums der SPD e.V. „Die Filmförderung ist ein zentrales Instrument, um die Vielfalt deutscher Produktionen zu erhalten. Künftig müssen wir verstärkt über Möglichkeiten von Wirtschaftsförderung und alternative Finanzierungsmodelle diskutieren, um den strukturellen Herausforderungen der Branche nachhaltig und langfristig begegnen zu können.“ Der deutsche Film sei nicht nur wichtiges Kulturgut, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor, den es im europäischen und weltweiten Wettbewerb zu stärken gelte.
„Die SPD will die Filmförderung auf hohem Niveau erhalten, damit der deutsche Film möglichst sichtbar und erfolgreich ist. Natürlich ist der Film auch ein Wirtschaftsgut. Eine ganze Branche lebt davon: Von der Produzentin über den Schauspieler bis hin zur Beleuchterin – viele Menschen haben Jobs, die sich über das Wirtschaftsgut Film refinanzieren müssen. Das funktioniert aber nicht ohne eine fundierte und gut abgestimmte Filmförderung“, sagte Martin Rabanus, MdB, Sprecher der SPD-Fraktion für Kultur und Medien. Darum, wie das gelingen könne, drehe sich die aktuelle Debatte im Zuge der Novellierung des Filmfördergesetzes. Dabei gehe es nicht nur um die Frage nach Abgabegerechtigkeit und Verwendung der Filmförderabgabe. Auch das Gesamtfördersystem müsse in den Blick genommen werden. „Es gilt, die Filmförderfonds sowie die kulturelle Filmförderung bei der BKM – in enger Abstimmung mit den jeweiligen Länderförderungen – so aufeinander zu beziehen, dass sich Synergien optimal heben lassen.“
Kirsten Niehuus, Geschäftsführerin der Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH, betonte das nach wie vor sehr hohe Niveau deutscher Filme. „Die Filmbranche ist ein wichtiger Kultur- und Wirtschaftsfaktor in Deutschland. Film macht Arbeit! Er schafft damit hoch technologisierte Arbeitsplätze und technische Innovationen, die beispielsweise auch in der Automobilindustrie genutzt werden“, sagte sie. Dennoch habe die Branche in Deutschland wegen der unsicheren Perspektiven und oftmals schlechten Arbeitsbedingungen Nachwuchssorgen. Das müsse sich ändern, forderte sie. „Damit diese innovative Zukunftsbranche weiterwachsen kann und international nicht abgehängt wird, brauchen wir attraktive und verlässlich konkurrenzfähige Fördermodelle für Kinofilme und Serien.“
Dr. Thomas Negele, Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V., erklärte, die Zukunft der mittelständisch geprägten deutschen Filmbranche sei durch ausländische Unternehmen bedroht, insbesondere der Streaming-Anbieter wie Netflix. „Garant für den Mittelstand – so lautete der Gründungsauftrag der SPIO. Heute ist es ihre Aufgabe, diesen vielfältigen Mittelstand in disruptiven Zeiten zu erhalten. Die Herausforderungen treffen die Kinos, die Verleiher und die Produzenten. Deshalb suchen wir nach gemeinsamen Lösungen. Eine der Stellschrauben für die Zukunftsfähigkeit sind die Regeln der Filmförderung und damit unter anderem das Filmförderungsgesetz“, sagte er.
Prof. Dr. Oliver Castendyk, Wissenschaftlicher Direktor und Mitglied der Geschäftsleitung der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e.V., kritisierte, das deutsche Fördersystem sei international nicht wettbewerbsfähig. Entscheidend sei dabei weniger die Höhe der Fördergelder als vielmehr die Strukturen. Das deutsche Fördersystem sei zu unberechenbar. Deutsche Filme und Serien würden wegen der geringeren Kosten oftmals im Ausland produziert. „Die tiefgreifenden Umbrüche in der Medienwelt stellen uns vor große Herausforderungen, die wir nur gemeinsam bewältigen können“, sagte er.
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