400.000 neue Wohnungen sollen laut Koalitionsvertrag pro Jahr gebaut werden, ein Viertel davon öffentlich gefördert. Für mehr Klimaschutz soll zudem im Bestand die Sanierungsquote deutlich erhöht werden. Allerdings sieht sich die Baubranche angesichts von Fachkräftemangel, massiven Preissteigerungen etwa bei Holz, zuletzt auch Stahl und Bitumen und schließlich Mangel an Baumaterialien und Rohstoffen vor enorme Herausforderungen gestellt. Wie Kosten reduziert und Rohstoffe auch längerfristig gesichert werden können, war am 15. Juni 2022 Thema im Fachforum Stadtentwicklung, Bau & Immobilien.

In ihrem Impuls nannte Eva Weik, Referatsleiterin Kreislaufwirtschaft, Umweltrecht, Rohstoffpolitik, Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V., als Gründe für die stetig steigende Nachfrage nach Rohstoffen die Pandemie und den Angriffskrieg auf die Ukraine sowie den wachsenden Bedarf aufgrund der Energiewende. Aus der hohen Marktkonzentration bei den meisten Rohstoffen ergebe sich eine starke Abhängigkeit Deutschlands bei Rohstoffimporten. Dem stehe allerdings gegenüber, dass Deutschland über große Mengen an Steine- und Erden-Rohstoffen verfüge.

Laut DIHK-Konjunkturumfrage aus diesem Frühsommer schätzen vor allem die Industriebranchen – insbesondere Gummi-, Kunststoff- Metall- und Chemieindustrie, Großhandel und das Baugewerbe – die Energie- und Rohstoffpreise als das mit Abstand größte Geschäftsrisiko ein. Weik skizzierte die Nationale Rohstoffstrategie, die neben dem Import auf Recycling und den Einsatz von Primärrohstoffen aus heimischen Quellen setzt. „Diversifizierung ist das Gebot der Stunde“, so Weik. Daneben spielten aber auch ein stärkerer Fokus auf die Lagerhaltung oder neue Vertragsmodelle mit Preisgleitklauseln eine Rolle. Vor allem einer abgestimmten Rohstoffpolitik auf EU-Ebene ebenso wie der stärkeren Förderung heimischer Rohstoffe – auf EU- und nationaler Ebene – kämen eine entscheidende Rolle zu.

In der anschließenden, von Fachforumsleiter Andreas Breitner moderierten Diskussion kamen sowohl Bundestagsabgeordnete als auch Branchenvertreterinnen und -vertreter zu Wort. Timo Schisanowski, MdB, plädierte für eine umfassende nationale Rohstoffsicherungsstrategie und eine neu aufgestellte politische Förderung der Kreislaufwirtschaft, an der das BMUV gerade arbeite. Aus Sicht von Marc Rippel, Senior Public Affairs Manager, Covestro Deutschland AG, stelle der Einsatz von fossilen und nicht-fossilen Recyclingmaterial erst eine Zwischenlösung auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft dar. Hier müsse man sich noch viel stärker vom linearen Denken lösen. Einen massiven Genehmigungsstau monierte Christian Strunk, Präsident des Bundesverbands Mineralische Rohstoffe e.V., der eine insgesamt schlechte Stimmung für seine Branche feststellte. Aus seiner Sicht könnte das Potenzial heimischer Rohstoffe noch deutlich besser genutzt werden, wenn die Politik entsprechend agiere und die aktuellen Hemmnisse auflöst.

Bernhard Daldrup, MdB und Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion im Ausschuss für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen, verwies dagegen darauf, dass die Politik das Thema Rohstoffsicherung längst adressiert habe und im Übrigen bei grundlegenden Entscheidungen den Positionen der betroffenen Branchen Rechnung getragen würde. Ein weiteres Thema war die immer größere Bedeutung von Holz für den Wohnungsbau. Branchenvertreter mahnten allerdings an, dass auch bei Holz auf effiziente Nutzung zu achten sei und das Material- und Technologieoffenheit wichtige Voraussetzung dafür sei, um in der gesamten Baubranche für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. Die Rolle der öffentlichen Auftraggeber bei der Beschleunigung von Verfahren, etwa mit Blick auf den Seriellen Bau oder die Nutzung von recyceltem Asphalt, wurde ebenfalls diskutiert.

 

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