Nach zähem Ringen verabschiedete die Bundesregierung im vergangenen Jahr die Nationale Wasserstoffstrategie. Die Hoffnungen waren und sind riesig: Wasserstoff soll zum zentralen Baustein der Klimawende werden und die deutsche Industrie zukunftsfähig machen. Zugleich soll Wasserstofftechnologie „Made in Germany“ ein Exportschlager werden. Manche Studien sehen ein jährliches Wertschöpfungspotential von bis zu 50 Milliarden Euro und versprechen hunderttausende neue Arbeitsplätze.
Aus der letzten Veranstaltung des Wirtschaftsforums der SPD zur Zukunft der Industrie haben wir mitgenommen: Das Bewusstsein ist bei allen Akteurinnen und Akteuren vorhanden. Nun müssen wir die Umsetzung angehen und bisherige Hemmnisse JETZT beseitigen.
Was aber muss nun konkret getan werden, damit der Hochlauf einer industriellen Wasserstoffwirtschaft und die Transformation zum Wasserstoffland gelingt? Wie muss der Pragmatismus gelebt werden, den es braucht, um mit Blick auf diese Zukunftstechnologie erfolgreich zu sein?
Diese und weitere Fragen haben wir mit dem Niedersächsischen Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, Olaf Lies, sowie einem hochkarätig besetzten Panel aus Politik und Wirtschaft
am Montag, den 12. April 2021 von 11.00 Uhr – 12.30 Uhr
unter folgender Überschrift diskutiert:
„Wasserstoff – Treibstoff für Innovation und Wachstum?“
Prof. Dr. Ines Zenke, Vizepräsidentin des Wirtschaftsforums der SPD e.V. betonte zu Beginn der Veranstaltung die zentrale Rolle der Politik beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft:
“Der Erfolg von Klimawende und Transformation unserer Wirtschaft hängt maßgeblich vom Wasserstoff ab. Auf Basis Erneuerbarer Energien erzeugt, soll er insbesondere die Industrie zukunftsfähig machen und zusätzlich Wertschöpfung und Arbeitsplätze schaffen. Die Herausforderungen auf dem Weg zu einer industriellen Wasserstoffwirtschaft sind dabei mindestens genau so groß, wie die Erwartungen. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen hat das Vorhaben nicht ohne Grund mit der Mondlandung der „Apollo-11“-Mission verglichen. Doch während die Industrie zum Start bereit ist, ist die Politik noch auf dem Weg zur Startrampe. Es braucht jetzt schnell klare Signale, insbesondere den Abbau bestehender Hemmnisse. Dann kann es heißen: „Lift off!“”
Olaf Lies, niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, wies in seinem Impulsvortrag insbesondere auf die Wichtigkeit einer gelungenen Transformation für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Industrie hin:
“Niedersachsen hat sich beim Klimaschutz so ambitionierte Ziele wie kaum ein anderes Bundesland gesteckt: wir wollen bis 2040 unseren Energiebedarf zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien decken. Wir stehen in Niedersachsen vor nicht weniger vor als einem der größten wirtschaftlichen Umbrüche in der kürzesten Zeit. Man kann von einer 5. industriellen Revolution sprechen. Grüner Wasserstoff wird dabei zum Treibstoff dieser Energiewende – nicht nur für die Mobilität, sondern auch bei der Dekarbonisierung ganzer Industriezweige. Der Blick auf die großen Wasserstoff-Projekte zeigt: hier geht es um Klimaschutz und gleichzeitig auch um die Zukunft unseres Industriestandortes und damit um hochqualifizierte und gute Arbeitsplätze. Klimaschutz und Wirtschaft sind längst keine widerstreitenden Ziele mehr, sie bedingen einander. Ob es um die Anlandung von Offshore-Windstrom und die Konvertierung in grünen Wasserstoff, um die neue Nutzung unserer bestehenden Gas-Netze für Wasserstoff oder die klimaneutrale Stahlerzeugung geht: wir zeigen hier, wie Klimaschutz für gute, zukunftsfähige Arbeitsplätze sorgen wird.”
Die Leiterin der Abteilung III “Energiepolitik – Strom und Netze” im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Stephanie von Ahlefeldt, verwies auf die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung zur Förderung der Wasserstoffwirtschaft:
„Mit Wasserstoff können zentrale Bereiche der Wirtschaft, die heute noch auf fossile Energien angewiesen sind, de-karbonisiert werden. Deshalb setzt die Bundesregierung alles daran, einen schnellen und effizienten Markthochlauf von Wasserstoff in Deutschland zu ermöglichen. Mit dem Gesetzentwurf für ein Wasserstoff-Startnetz hat die Bundesregierung einen schlanken und sehr flexiblen Regulierungsrahmen vorgelegt, der Netzinvestitionen zuverlässig absichert, ohne die Netzbetreiber mit unnötiger Bürokratie zu belasten. “
Dass bei den politischen Vorgaben und Rahmenbedingungen technologieoffen gedacht werden sollte, betonte Dr. Peter Feldhaus, CEO der Onyx Power Group:
“Eine nachhaltige Umstellung der Energiewirtschaft ist nur mit grünem Wasserstoff möglich. Die für den Industriestandort Deutschland notwendige Produktionsmenge sollte mit allen verfügbaren Möglichkeiten einer nachhaltigen Stromproduktion unterstützt werden. Auf Biomasse umgerüstete Steinkohlekraftwerke könnten kostengünstig und steuerbar in Ergänzung zu Wind und Sonne den benötigten erneuerbaren Strom für die Wasserstoffproduktion bereitstellen. Damit würden die Elektrolysekapazitäten optimal ausgelastet und der Speicherbedarf von Wasserstoff reduziert werden.”
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