Lange hielt sich die Mär, dass Ungleichheit für Wachstum unabdingbar sei. Inzwischen sind Ökonomen eher vom Gegenteil überzeugt. Immer mehr Menschen fühlen sich abgehängt, andere haben Angst vor dem Abstieg, zu viele wenden sich enttäuscht von Demokratie und Parlamentarismus ab. Was ist zu tun? Wie viel Ungleichheit dürfen sich Wirtschaft, Gesellschaft und Politik leisten? Wie kann das Auseinanderdriften der Gesellschaft gestoppt werden? Wie sieht eine erneuerte soziale Marktwirtschaft in Deutschland und Europa aus? Was erwarten wir von der neuen Bundesregierung?

Bei der Buchpräsentation „Produktivkraft Gerechtigkeit“ haben  der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner, der Schatzmeister des SPD-Wirtschaftsforums, Harald Christ, sowie Dorothea Siems, Chefkorrespondentin Wirtschaftspolitik „Die Welt“ diskutiert.

„Gerechtigkeit ist eine unverzichtbare und bedeutende wirtschaftliche Produktivkraft. Qualifikation, Motivation und Flexibilität durch soziale Sicherheit steigern die Arbeitsproduktivität erheblich. Gute Arbeit, gutes Einkommen sind nicht nur Kosten, sondern generieren Nachfrage und damit Wirtschaftswachstum.“ Christ wiederholte bei der Veranstaltung seine Forderung nach einer Agenda 2030. Nur dadurch lasse sich langfristig die Schere zwischen Arm und Reich verringern. „Das Armutsrisiko und die Ungleichheit haben in Deutschland inzwischen Ausmaße erreicht, die den Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig gefährden“, so der Schatzmeister. Deswegen müsse vor allem in die Bildungs-­ und Aufstiegschancen gerade junger Menschen investiert werden.

Christ kritisierte, dass gerade in Deutschland die persönliche und berufliche Entwicklung eines Menschen zu sehr vom Geldbeutel und von der Herkunft abhängen. Der Schlüssel zu mehr Gerechtigkeit seien in Zeiten der Digitalisierung unter anderem eine gute Ausbildung und lebenslangen Lernen. „Eine gute Qualifikation der Menschen ist unerlässlich für den Wohlstand in Deutschland.“

Der Wohlstand in Deutschland ist krass unterschiedlich verteilt“, konstatierte auch der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner. Wenn Menschen daran zweifeln, dass sie ihr Leben selbst gestalten und besser machen können, sei das eine Gefahr für die Demokratie und ebenso für unsere Wirtschaft. Das sozialdemokratische Versprechen, dass jeder eine Chance erhält, müsse wieder die Realität für mehr Menschen im Land werden. „Gerechtigkeit fordert mehr Gleichheit in der Verteilung des Einkommens, des Vermögens und der Macht“, so Stegner. Ein Weg dahin sei unter anderem, mehr Steuergerechtigkeit herzustellen. „Es kann nicht sein, dass ein Bäcker hier ordentlich seine Steuern abführt, Starbucks aber nicht“, so der stellvertretende Parteivorsitzende. Stegner kritisierte zudem die Steuerkriminalität. Viele der derzeitigen fiskalischen Probleme seien lösbar, wenn mehr Steuerehrlichkeit vorherrschen und Steuerhinterzieher konsequenter verfolgt würden.

Der aktuelle Sammelband „Gleichheit! Wirtschaftlich richtig, politisch notwendig, sozial gerecht“ (Bonner Dietz-Verlag) nimmt Ursachen und Wirkungen verschiedener Arten von Ungleichheit in den Blick und schließt seinen Analysen konkrete Lösungsvorschläge an.

 

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