Der zunehmende Mangel an Fachkräften treibt die deutsche Wirtschaft um. Erst kürzlich ging aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft hervor, dass zwei von drei Arbeitsplätzen derzeit schwer zu besetzen sind – am häufigsten fehlen Fachkräfte mit Berufsausbildung in Pflege, Handwerk und technischen Berufen.
Gerade auch viele kommunale Unternehmen sind von der Problematik betroffen. Eine Umfrage des Wirtschaftsforums unter knapp 240 kommunalen Unternehmen hat ergeben, dass der Mangel an qualifiziertem Personal als eines der größten Risiken für den Unternehmenserfolg eingeschätzt wird.
Diese Entwicklungen waren für uns ein Anlass, zu dem Thema zu diskutieren: Wie können kommunale Unternehmen attraktive Arbeitgeber bleiben – trotz der oft schwierigen Vereinbarkeit von Regelarbeitszeit, Ruhezeit und Bereitschaftsdiensten, gepaart mit den Erwartungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hinsichtlich ihrer Work-Life-Balance? Welche Rolle spielen unflexible Gehaltsstrukturen bei der Anwerbung von Fachkräften? Und welche Strategien zur Fachkräftesicherung gibt es und (wie) kann die Politik diese unterstützen?
Über diese Fragen diskutierten wir mit dem kommunalpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Bernhard Daldrup, MdB und mit Dr. Martin von Hören, einem ausgewiesenen Experten für Personalmanagement in öffentlichen Unternehmen. Die Ausführungen von Dr. von Hören zeigten dabei auf, dass es in Deutschland derzeit noch keinen flächendeckenden Fachkräftemangel gibt, sehr wohl aber regionale und fachliche/branchenspezifische Engpässe mit zunehmender Tendenz. Seitens der Unternehmen sah von Hören durchaus Potential, um sich im Wettbewerb um Arbeitskräfte gut aufzustellen. So sei eine moderne Außendarstellung des Unternehmens nötig, außerdem sollten die öffentlichen Arbeitgeber mit den Pfunden wuchern, die sie haben: eine hohe Arbeitsplatzsicherheit, die regionale Verankerung und ein gutes Image bei der Bevölkerung. Gleichzeitig müsse in den Unternehmen ein Wandel stattfinden, um mit veränderten Erwartungen der Arbeitnehmer umzugehen – Leadership 4.0, flexible Arbeitsformen, offene Strukturen und gezielte Personalförderung und Entwicklungsangebote waren hierbei die Stichworte. Auch auf politischer Ebene diskutierte die Runde unterstützende Maßnahmen: So sei es derzeit viel zu schwierig und mit extrem langen Wartezeiten verbunden, wenn Unternehmen Fachkräfte aus Drittstaaten anwerben möchten – der SPD-Vorschlag zu einer umfassenden Gesetzesänderung, der nun auch den Weg in den Koalitionsvertrag gefunden hat, sei ein erster guter Schritt, nun müsse sich aber zeigen, dass tatsächliche Erleichterungen eintreten. Auch Flexibilisierungen in der Tarifpolitik öffentlicher Arbeitgeber wären ein hilfreicher Schritt, wenn in der Runde auch Einigkeit darüber herrschte, dass die Bezahlung für den Großteil der Fachkräfte heute nur noch eins von vielen Kriterien bei der Jobwahl ist.
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