• Women in Lead gründet Expert Group

07.02.2023
Women in Lead

Das Netzwerk Women in Lead hat heute eine Expert Group aus hochkarätigen weiblichen Führungspersönlichkeiten ins Leben gerufen. Bei der konstituierenden Sitzung in der saarländischen Landesvertretung in Berlin machten die Initiatorinnen deutlich, wie wichtig es nach wie vor sei, Sichtbarkeit für Frauen in verantwortlicher Position zu schaffen – in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Als Keynote sprach die Vorsitzende des Sachverständigenrats, Prof. Dr. Monika Schnitzer, über geschlechtergerechte Teilhabe im Erwerbsleben und die gesellschaftlichen Auswirkungen des Ehegattensplittings.

“Transformation ist größte Herausforderung unserer Zeit”
Prof. Dr. Ines Zenke, Präsidentin des Wirtschaftsforums der SPD und gemeinsam mit Bundesministerin Svenja Schulze Initiatorin von Women in Lead, verwies auf den ursprünglichen Anlass zur Gründung des Netzwerks im Februar 2021: Es sei darum gegangen, Sichtbarkeit zu schaffen für Frauen in verantwortlicher Position, die wüssten, wie Wirtschaft und Politik funktionierten. Dass dies immer noch nötig sei, selbst und gerade auf hoher politischer oder unternehmerischer Ebene, habe sie erstaunt und in ihrem Vorhaben eines solchen Netzwerks bestärkt. In den vergangenen zwei Jahren sei das Netzwerk stetig gewachsen und repräsentiere heute weibliche Führungspersönlichkeiten aus einem breiten Branchenspektrum. Angesichts der Transformation, vor der Deutschland stehe und die Zenke als „größte Herausforderung unserer Zeit“ bezeichnete, sei ein branchenübergreifender Ansatz zwingend erforderlich.

Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, ging auf die krisenhafte Gesamtsituation ein. Wo sich noch unlängst große Krisen scheinbar abgelöst hätten, verdichteten sie sich nun parallel, das gelte für den Klimawandel und den Verlust der Biodiversität, den akuten und alle Branchen erfassenden Fachkräftemangel, die anhaltenden Folgen der Coronapandemie, schließlich den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine mit seinen massiven, auch in Deutschland zu spürenden Auswirkungen hin zur Unterbrechung von Lieferketten. All dies ereigne sich gleichzeitig und zusätzlich zu den bisherigen Herausforderungen. In einer solchen Gesamtsituation erwiesen sich gerade Netzwerke als enorm hilfreich. Die Bundesministerin rief dazu auf, das Netzwerk aktiv wahrzunehmen, denn dies käme allen zugute.

Parität verbessert Repräsentation
In ihrem Impulsvortrag ging die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer auf die unterschiedliche Wahrnehmung von Erwerbs- und Sorgearbeit durch Männer und Frauen ein. Trotz der guten Abschlüsse von Mädchen und jungen Frauen in Schule und Studium, trotz der mittlerweile deutlich gestiegenen Erwerbsquote von Frauen bestehe hier immer noch ein Missverhältnis und eine Ungleichverteilung des Einkommens. Schnitzer plädierte für Parität im Berufsleben, auch mit Blick auf die Kontrollebene in Unternehmen. Während bei einer homogen männlichen Führungsebene ein zu geringes Korrektiv bestehe, brächten Frauen auch andere Kontrollmechanismen in Aufsichtsräte ein. Mit der paritätischen Teilhabe von Frauen im Arbeitsleben sei zudem die bessere Repräsentation aller Bedarfe gegeben. Dass es der Markt eben nicht richte, sehe man in der Medizin ebenso wie in der Stadtplanung, bei Verkehrsmitteln oder Konsumgütern. All dies seien Bereiche, in denen die Interessen und Bedürfnisse von Frauen zu wenig abgebildet seien. „Nein, der Markt richtet es nicht, weil die Bedarfe nicht richtig abgebildet sind“, sagte Schnitzer.

Teilhabe durch Berufstätigkeit
Ob Frauen mehr Teilhabe, auch mehr finanzielle Teilhabe erreichten, hinge ganz wesentlich davon ab, ob jemand berufstätig sei. Oft prägten allerdings noch traditionelle Rollen die Aufteilung zwischen Sorge- und Erwerbsarbeit innerhalb einer Partnerschaft, für die Frau ebenso wie für den Mann. Häufig schätzten Frauen zudem die Bedeutung von finanzieller Unabhängigkeit falsch ein und unterschätzten das finanzielle Risiko einer Scheidung oder auch die Schwierigkeit, wieder in den Beruf einzusteigen. Auch auf das Ehegattensplitting ging die Vorsitzende des Sachverständigenrats ein. Es bevorzuge Paare, die unterschiedlich verdienten, habe aber auch verhaltensökonomische Auswirkungen. Denn der Einsatz der geringer verdienenden Person scheine sich weniger zu lohnen. Der Sachverständigenrat beschäftige sich damit, wie sich diese psychologische Barriere abschaffen ließe und sehe sich dazu eine Reihe von Modellen an. Weiterhin kritisierte die Wirtschaftsweise, dass das wichtige Thema Kinderbetreuung, dass Eltern eine paritätische Teilhabe am Erwerbsleben ermöglichen würde, noch immer nicht die politische Priorität habe, die es verdiene.

Das Netzwerk Women in Lead (WiL) hat sich zum Ziel gesetzt, den Dialog über die zentralen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen um die Perspektive weiblicher Führungspersönlichkeiten zu ergänzen. Innerhalb des Netzwerks kommen dazu engagierte Frauen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammen. Sie eint die Überzeugung, dass notwendige Veränderungsprozesse in Gesellschaft und Wirtschaft konsequent und im Sinne der Nachhaltigkeit gestaltet werden müssen.

Women in Lead hat sich im Februar 2021 auf Initiative von Verbandspräsidentin Prof. Dr. Ines Zenke und Bundesministerin Svenja Schulze gegründet. Sein Selbstverständnis legte das Netzwerk erstmals im Juni 2021 im Positionspapier „Wirtschaft trägt Verantwortung. Die Zeit ist reif!“ nieder.

Women in Lead ist neben dem Politischen Beirat und dem Wissenschaftlichen Beirat das dritte zentrale Gremium im Wirtschaftsforum der SPD, das einen lebendigen Dialog von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft abbildet. WiL wird durch ein Board von rund 20 führenden Frauen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft organisiert. Das Board unterstützt eine „Expert Group“ aus hochrangigen Expertinnen und weiblichen Führungskräften, die im regelmäßigen Austausch stehen, ihre Erfahrungen und Perspektiven einbringen und Empfehlungen für Initiativen und Positionierungen geben.

Konstituierende Sitzung der "Expert Group" von Women in Lead u.a. mit Saarlands Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (digital zugeschaltet)

Konstituierende Sitzung der “Expert Group” von Women in Lead u.a. mit Saarlands Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (digital zugeschaltet)

Tuesday Porter, TÜV Nord AG, bei der Konstituierung der Women in Lead Expert Group

Tuesday Porter, TÜV Nord AG, bei der Konstituierung der Women in Lead Expert Group

Sitzung der “Women in Lead Expert Group”, Wirtschaftsforum der SPD, Landesvertertung des Saarlands


Women in Lead: Mitglieder der Expert Group (Auswahl)

 


  • Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung, BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.
  • Christiane Benner, Erste Vorsitzende, IG Metall
  • Dr. Gisela Burckhardt, Vorstandsvorsitzende, FEMNET e.V.
  • Delara Burkhardt, MdEP, Mitglied der S&D-Fraktion im Europäischen Parlament
  • Nicole Dreyer-Langlet, Mitglied der Geschäftsführung, Airbus Operations GmbH
  • Karin Erhard, Mitglied der Geschäftsführung, Vivawest GmbH
  • Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin, GdW – Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.
  • Heike Freimuth, Repräsentantin der EIB Gruppe in Deutschland
  • Leonie Gebers, Staatssekretärin, Bundesministerium für Arbeit und Soziales
  • Dr. Monika Griefahn, Sprecherin eFuel Alliance e.V.
  • Susanne Henckel, Staatssekretärin, Bundesministerium für Digitales und Verkehr
  • Ilse Henne, CTO, thyssenkrupp Materials Services GmbH
  • Nadine Ilgenstein, Head of Global Leadership & Diversity, Schaeffler AG
  • Ulrike Lubek, Landesdirektorin, Landschaftsverband Rheinland
  • Dorothee Martin, MdB, Mitglied der SPD-Bundestagfraktion
  • Dr. Anke Morsch, Präsidentin, Finanzgericht des Saarlandes
  • Hildegard Müller, Präsidentin, VDA – Verband der Automobilindustrie e.V.
  • Dr. Olga Nevska, CEO, DeTeFleetServices GmbH
  • Prof. Dr. Barbara Praetorius, Aufsichtsrätin, Berliner Wasserbetriebe AöR und Verbund AG, Österreich
  • Dr. Ariane Reinhart, Vorständin Personal & Nachhaltigkeit, Arbeitsdirektorin, Continental AG
  • Sabine Schmittroth, Geschäftsführerin, Sajos GmbH
  • Prof. Dr. Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Lehrstuhlinhaberin des Seminars für Komparative Wirtschaftsforschung, Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Christina Schulte-Kutsch, (CRHO), Siemens Energy
  • Philippa Sigl-Glöckner, Direktorin & Geschäftsführerin, Dezernat Zukunft e.V.
  • Elisabeth Staudinger, Mitglied des Vorstands, Siemens Healthineers AG
  • Lisa Marie Ullrich, Director of Programs, Stiftung Münchner Sicherheitskonferenz gGmbH
  • Sabine von Anhalt, Managing Partner & Global Practice Leader Life Sciences, Amrop Civitas International